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Deutsche Ministerin sorgt mit Handschlag für Aufregung im Iran

Barbara Hendricks, hier mit UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon, ist im Iran für einen Mann gehalten worden. Die Verwechslung führte zu einem Eklat, da sie eine iranische Politikerin mit Handschlag begrüsste. Handkontakt zwischen Mann und Frau ist in der Islamischen Republik Tabu. (Archivbild) KEYSTONE/EPA DPA/DANIEL REINHARDT sda-ats

(Keystone-SDA) Die deutsche Umweltministerin Barbara Hendricks hat unfreiwillig für Aufregung im Iran gesorgt, weil sie die iranische Politikerin Massumeh Ebtekar in Berlin mit Handschlag begrüsste. Iranische Medien glaubten, Ebtekar habe einem Mann die Hand gegeben.

Der staatliche iranische Fernsehsender IRIB zeigte Bilder des Treffens. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Tasnim führten die Aufnahmen bei anderen iranischen Medien zum Eindruck und zur Kritik, Ebtekar habe in Deutschland einem Mann die Hand geschüttelt. Fremden Männern die Hand zu geben ist im Iran für gläubige islamische Frauen, besonders für Spitzenpolitikerinnen, ein absolutes Tabu.

Wie auch von der “Bild”-Zeitung gemeldet, sorgten der Bericht und eine Videoaufnahme für Aufregung in iranischen Medien und sozialen Netzwerken. Ebtekar, eine Vertraute von Präsident Hassan Ruhani, hätte bei einem Handschlag mit einem Mann definitiv zurücktreten müssen.

Die Agentur Tasnim stellte aber am Freitag klar, dass Hendricks eine Frau sei, obwohl sie auf den Aufnahmen “wie ein Mann aussieht”.

Nach ihrer Schlappe bei den iranischen Parlamentswahlen im Februar befürchten die Erzkonservativen und Hardliner nächstes Jahr im Mai eine erneute Wiederwahl Ruhanis. Dies würde sie über Jahre hinaus ins politische Abseits bringen. Daher nutzen sie – besonders mit ihnen nahestehenden Medien wie IRIB – jede Gelegenheit, um gegen Ruhani und seine Regierung Stimmung zu machen.

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