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Feuz im Kampf um WM-Gold mit Schlüsselrolle

(Keystone-SDA) An der WM in St. Moritz wird heute Samstag der Nachfolger von Patrick Küng als Abfahrts-Weltmeister gesucht. Beat Feuz nimmt im Kampf um Gold eine Schlüsselrolle ein.

Zwei Tage vor der WM-Abfahrt ist die Stimmung im Zielraum ausgelassen. Beat Feuz ist bester Laune. Daran ändert auch die überlegene Bestzeit von Vincent Kriechmayr im abgebrochenen, zweiten Training nichts. Beeindruckt von der Leistung des Österreichers ist der Emmentaler aber allemal. Das sei sehr nahe an der Perfektion gewesen. Er könne sich nicht vorstellen, hier noch besser zu fahren, sagt Feuz. Er nennt Kriechmayrs Fahrt den idealen Inhalt fürs Video-Studium. Umgehend macht er den 25 Jahre alten Fahrer aus Obertauern im Salzburgerland zum Favoriten auf den WM-Titel.

Favorit? Das ist eigentlich Feuz selber. Das weiss er, damit hat er umzugehen. Er wird am Samstag die Bürde auf die Corviglia mitnehmen müssen, die Gedanken daran während den rund 100 Fahrsekunden aber zu verdrängen haben. Wenn er aus dem Starttor abstösst und im ultra-steilen Starthang innert weniger Sekunden auf 140 Stundenkilometer beschleunigt, gilt seine Konzentration einzig und allein seiner Fahrt, mit der er sein ganz grosses Ziel erreichen möchte.

Klare Indizien

Feuz weiss in jenem Moment, dass er alles getan hat, um den bestmöglichen Ertrag einzufahren. Im Vorfeld hat für ihn alles gestimmt. Die Bestzeit im ersten Training und seine Leistung in der zweiten Übungsfahrt am Donnerstag sind Indizien, dass der Berner bereit ist für die grosse Herausforderung.

Die Voraussetzungen für den Coup am Tag, an dem er 30 Jahre alt wird, sind gegeben. Die Gewissheit, dass ihm die Verhältnisse an diesem Berg behagen, verleiht zusätzliches Selbstvertrauen. Die Erinnerung an den letzten März und den Doppelsieg in Abfahrt und Super-G beim Saisonfinale ebenso.

Die perfekte Leistung ist erneut unerlässlich, um sich gegen die zahlreichen Konkurrenten durchzusetzen. Kriechmayr ergänzt die starke Front der Österreicher mit Hannes Reichelt oder Werner Franz. Die Norweger mit Kjetil Jansrud und Aleksander Kilde sinnen nach verpasstem Titel beziehungsweise verpasster Medaille im Super-G auf Revanche. Die Italiener haben mit Peter Fill, dem Führenden im Disziplinen-Weltcup, und Dominik Paris ebenfalls zwei heisse Eisen im Feuer. Und den Kanadiern, allen voran Erik Guay nach seinem Triumph im Super-G, ist erneut alles zuzutrauen.

Der Weltcup reflektiert die breite Spitze in der prestigeträchtigsten Disziplin. In den bisherigen fünf Weltcup-Abfahrten des Winters siegten fünf verschiedene Fahrer. Diese Konstellation liegt nicht in der fehlenden Konstanz eines einzelnen Fahrers begründet, sondern im extrem hohen Leistungsniveau.

Fehlende Teile in der Erfolgsformel

Aus dem Schweizer Aufgebot, das durch die als Aussenseiter startenden Mauro Caviezel und Nils Mani komplettiert wird, verfügen auch Carlo Janka und Patrick Küng über dieses hohe Niveau. Bei Janka haben in St. Moritz aber nicht alle Teile der Erfolgsformel zusammengepasst. Der Bündner steht auf der Piste Corviglia seit jeher mit dem Flachstück kurz nach dem Start auf Kriegsfuss und handelt sich in jenen Passagen entsprechende Zeitrückstände ein. Küng hat sich im bisherigen Saisonverlauf noch nicht in der Form präsentiert, die ihn auf die Liste der Medaillenkandidaten bringen würde.

Beide sehen trotzdem durchaus Perspektiven – vorausgesetzt, sie haben sich das Beste für den Samstag aufgespart. Küng befindet sich in ähnlicher Ausgangslage wie vor zwei Jahren. Auch damals hat er gezeigt, dass bei idealem Verlauf alles möglich ist. Er musste in der Equipe den Umweg über die Qualifikation gehen, um Weltmeister zu werden.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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