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Freiwillig oder gezwungen? Syrische Weisshelme nicht an Oscar-Gala

Szene aus der Kurz-Doku "The White Helmets", die für einen Oscar nominiert ist. Zwei Syrer, die daran mitgewirkt haben, stornierten in letzter Minute ihre Flüge in die USA. Es ist unklar, ob aus freiem Willen oder gezwungenermassen. (Handout) Pressebild sda-ats

(Keystone-SDA) Die beiden Vertreter der syrischen Hilfsorganisation Weisshelme, die für ihren Dokumentarfilm zur Oscar-Verleihung erwartet wurden, sind nun doch nicht in die USA gereist. Es ist allerdings unklar, ob aus freier Entscheidung oder auf Weisung der US-Behörden.

“Ich werde nicht hinfahren, weil es angesichts der verstärkten Luftangriffe des Regimes auf die Provinzen Damaskus, Daraa und Homs zu viel Arbeit gibt”, sagte der Chef der Weisshelme, Raed Saleh, der Nachrichtenagentur AFP per Telefon.

Er müsse selbst vor Ort in Syrien sein, um die Arbeit der Hilfsorganisation zu koordinieren, sagte Saleh. Sein Kollege Chaled Chatib, der als Nothelfer zahlreiche erschütternde Rettungseinsätze gefilmt hat, begründete seine Absage ebenfalls mit der vielen Arbeit vor Ort. “Ich werde nicht zur Oscar-Verleihung fahren, weil es so viel Arbeit gibt”, schrieb er am Samstag im Onlinedienst Twitter. “Unsere Priorität ist es, unserem Volk zu helfen.”

Die Agentur AP meldet hingegen, ihr liege “ein internes Schreiben der Regierung von Präsident Donald Trump vor”, in dem das Heimatschutzministerium Chatib in letzter Minute die Einreise verweigerte. Man habe “nachteilige Informationen” gegen Chatib gefunden. “Nachteilige Informationen” umfassen ein breites Spektrum, das von Terrorverbindungen bis zu Ungereimtheiten beim Reisepass reichen kann.

Der Dokumentarfilm “The White Helmets”, den Orlando von Einsiedel über die Rettungseinsätze der Weisshelme im Bürgerkriegsland Syrien machte, ist in der Kategorie Kurz-Dokumentarfilm für einen Oscar nominiert.

Die Rettungskräfte und das Filmteam hatten lange gebangt, ob die Visa für die Preisverleihung in Los Angeles ausgestellt werden, nachdem der neue US-Präsident Donald Trump kurz nach seinem Amtsantritt ein Einreiseverbot für alle Syrer sowie Bürger anderer muslimischer Länder erlassen hatte. Das Dekret wurde nach der Klage zweier US-Bundesstaaten zunächst ausgesetzt. Die Visa für die beiden Syrer waren schliesslich erteilt worden.

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