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Amnesty: Sicherheitskräfte erschiessen Demonstranten im Sudan

Bei Protesten gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung sind im Sudan mindestens 37 Menschen erschossen worden. (Bild vom 20. Dezember) KEYSTONE/AP Sudanese Activist sda-ats

(Keystone-SDA) Sudanesische Sicherheitskräfte haben Menschenrechtlern zufolge bei Protesten gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung mindestens 37 Menschen erschossen. Amnesty International forderte die Regierung in Khartum auf, “weiteres Blutvergiessen zu verhindern”.

Statt zu versuchen, die Menschen vom Demonstrieren abzuhalten, sollten sich die Behörden darauf konzentrieren, die Unterdrückung von Menschenrechten zu beenden und die wirtschaftlichen Probleme im Land zu lösen, hiess es in einer am Dienstag verbreiteten Mitteilung.

Die Proteste hatten sich am vergangenen Mittwoch an einer Verdreifachung des Brotpreises entzündet. In rund einem Dutzend Städten gingen seitdem Demonstranten auf die Strasse, am Montag legten Ärzte ihre Arbeit nieder.

Am Dienstag gingen Tausende Menschen in der Hauptstadt Khartum auf die Strassen. Sicherheitskräfte gingen unter anderem mit Tränengas gegen die Demonstranten vor.

Einige Demonstranten riefen in Anlehnung an den Slogan des Arabischen Frühlings: “Das Volk will den Sturz des Regimes”, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur DPA berichtete. Der Slogan wurde zuerst während der Revolution in Tunesien 2011 skandiert, nach und nach auch bei den Volksaufständen in andern arabischen Ländern.

Westliche Staaten besorgt

Die USA, Grossbritannien, Norwegen und Kanada zeigten sich zutiefst besorgt über die Gewalt bei den Protesten. Sie forderten die Regierung auf, “angemessen” mit den Demonstrationen umzugehen.

Sudans Staatschef Omar al-Baschir stellte inzwischen Reformen in Aussicht. Durch “echte Reformen” solle den Bürgern ein “ordentliches Leben” garantiert werden, sagte der langjährige Präsident am Montag nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Suna.

Al-Baschir regiert den Sudan seit 1989 mit harter Hand, Demonstrationen werden immer wieder unterdrückt. Nun befindet sich auch die Wirtschaft in dem ölreichen Staat in einer schweren Krise. Wegen hoher Inflation verliert die Landeswährung an Wert, Menschen bekommen also immer weniger für ihr Geld. In den vergangenen Monaten sind die Preise für viele Lebensmittel stark gestiegen.

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