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Zahl der Toten nach Anschlag in Strassburg auf vier gestiegen

Der Weihnachtsmarkt von Strassburg ist am dritten Tag nach dem Terroranschlag wieder geöffnet - also seit Freitagvormittag. KEYSTONE/EPA/RONALD WITTEK sda-ats

(Keystone-SDA) Drei Tage nach dem Anschlag in Strassburg hat sich die Zahl der Todesopfer auf vier erhöht: Ein weiterer Mensch erlag am Freitag seinen schweren Verletzungen. Derweil fahndeten die französischen Ermittler weiter nach möglichen Komplizen des Attentäters.

Es gehe auch um Verdächtige, die Chérif Chekatt bei der Vorbereitung des Angriffs unterstützt oder ermutigt hätten, erklärte die Pariser Staatsanwaltschaft. Sieben Personen sind in Polizeigewahrsam.

Der 29-jährige Chekatt hatte am Dienstagabend auf dem Strassburger Weihnachtsmarkt nach Erkenntnissen der Ermittler das Feuer auf Passanten eröffnet und sie auch mit einem Messer angegriffen. Insgesamt vier Menschen wurden getötet, ein weiteres Opfer ist hirntot. Zudem wurden elf Menschen verletzt, einige von ihnen schwer. Chekatt, der zunächst flüchten konnte, wurde am Donnerstagabend von Polizisten erschossen.

Bislang wurden nach Angaben des Pariser Staatsanwalts Rémy Heitz sieben Menschen im Zusammenhang mit der Attacke in Polizeigewahrsam genommen. Dabei handle es sich um vier Angehörige von Chekatt sowie um drei Mitglieder seines nahen Umfelds, sagte Heitz.

Terrormiliz IS reklamiert Bluttat für sich

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag kurz nach dem Tod Chekatts für sich, wie es die sunnitischen Fanatiker auch sonst gerne tun. Der 29-Jährige sei einer ihrer “Soldaten” gewesen und dem Aufruf gefolgt, Bürger aus Mitgliedsstaaten der Anti-IS-Koalition in Syrien und im Irak anzugreifen.

Der französische Innenminister Christophe Castaner äusserte jedoch erhebliche Zweifel an dem Bekenntnis, das er als “völlig opportunistisch” bezeichnete. “Nichts deutet darauf hin, dass er in einem Netzwerk integriert war, nichts deutet darauf hin, dass er in diesem Rahmen besonderen Schutz erhielt”, sagte Castaner. Die Untersuchungen seien allerdings noch nicht abgeschlossen.

Nach einer grossangelegten Fahndung – auch auf der anderen Seite der Grenze in Deutschland – war Chekatt am Donnerstag gegen 21 Uhr von Polizisten auf einer Strasse im Strassburger Stadtteil Neudorf gesichtet worden. Als die Polizisten ihn festnehmen wollten, schoss er auf die Beamten. Diese erwiderten das Feuer und töteten den 29-Jährigen.

Nach Angaben aus Ermittlerkreisen hatte eine Frau am Nachmittag gemeldet, Chekatt gesehen zu haben. Anti-Terror-Kräfte durchsuchten daraufhin mit einem Grossaufgebot den Stadtteil, in dem der Täter aufgewachsen war – und beendeten schliesslich dessen Flucht.

Macron besucht Strassburg

Präsident Emmanuel Macron dankte bei einem Besuch in Strassburg am Freitagabend den Sicherheitskräften. Unter dem Denkmal für den elsässischen General Jean-Baptiste Kléber legte der 40-Jährige eine weisse Rose nieder. Unter dem Monument standen viele Kerzen.

Macron sprach auch mit Bürgern und Vertretern der Stadt und schüttelte viele Hände. Laut Élysée-Kreisen traf der Staatschef auch Soldaten, die nach dem Anschlag auf Chekatt geschossen hatten.

An der Suche nach dem Attentäter mit algerischen Wurzeln waren seit Dienstag in Frankreich und Deutschland mehr als 800 Sicherheitskräfte beteiligt. In Baden-Württemberg waren nach Angaben dortiger Behörden “deutlich über hundert Beamte” im Einsatz.

Die französische Polizei hatte am Mittwoch ein Fahndungsfoto des Attentäters veröffentlicht, der in Frankreich, Deutschland und der Schweiz 27 Mal verurteilt worden war und von den französischen Behörden als Gefährder eingestuft wurde.

Die deutsche Bundesanwaltschaft in Karlsruhe leitete im Fall Chekatt ein Verfahren wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung ein.

Der seit dem Attentat geschlossene Strassburger Weihnachtsmarkt, der normalerweise jährlich rund zwei Millionen Besucher anzieht, wurde am Freitagvormittag wieder eröffnet. Die Menschen in Strassburg wollten wieder zum Alltag zurückkehren – die Wiedereröffnung des Weihnachtsmarktes werde das “erleichtern”, sagte Bürgermeister Roland Ries.

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