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“Anders. Wo.” – Migrationsgeschichten im Museum Burg in Zug

Das Museum Burg Zug erzählt vom 23. November 2017 bis 8. Juli 2018 in der Ausstellung "Anders.Wo." Zuger Aus- und Einwanderungsgeschichten. Im Mittelpunkt stehen fünf Personen, so auch der 2003 geborene Leandros Urech. Alex Odermatt / Museum Burg Zug sda-ats

(Keystone-SDA) Das Museum Burg Zug erzählt und sammelt in der Sonderausstellung “Anders. Wo.” Aus- und Einwanderungsgeschichten. Die reich dokumentierte Schau dauert bis 8. Juli 2018.

Was bedeutet es, aus der Heimat in die Fremde zu ziehen? Antworten auf diese Frage gibt das Museum Burg aus der Perspektive von 200 Menschen, die nach Zug ein- oder aus Zug ausgewandert sind. Erzählt werden die Migrationsgeschichten in ihrer Chronologie, und zwar anhand von persönlichen Gegenständen wie Tagebüchern oder einem Fiat “Cinquecento” sowie Fotografien, Ton-, Film- und anderen Dokumenten.

Schweizer und Grieche

Fünf Personen nehmen eine Schlüsselposition ein. Zu ihnen gehört der 2003 in Binningen BL geborene Leandros Urech, der mit seinen Eltern nach Kreta auswanderte, 2011 zurück in die Schweiz kam und heute in Zug lebt. “Ich bin nicht Zuger, sondern Schweizer – und Grieche!”, betont Leandros auf der ihm gewidmeten Ausstellungstafel.

Zusammen mit dem Kurator der Ausstellung, Christoph Tschanz, hat Leandros Gegenstände ausgewählt, die seine Jahre auf Kreta, seine Reise ohne Eltern zurück in die Schweiz und sein Leben hier zwischen Heimat und Fremde dokumentieren.

So präsentiert Leandros etwa einen Jahreskalender, eine Umhängetasche für allein reisende Kinder oder eine Fotografie eines Gottesdienstes. Kurze Texte des Kurators erklären die Geschichte und Bedeutung dieser Gegenstände. Auf einem Tondokument erzählt Leandros zudem vom Leben in Zug, dies zusammen mit seiner Mutter, die wie der Vater zwei Jahre nach ihm in die Schweiz zurückgekehrt ist.

Eigene Migrationsgeschichte erzählen

Inhaltliche Schwerpunkte der Ausstellung sind der Spracherwerb sowie der Alltag und die Arbeitssituation am neuen, fremden Ort. Von besonderer Bedeutung ist die Erwerbsarbeit, weil sie – so Christoph Tschanz – zu 95 Prozent der Hauptgrund der Wanderbewegungen darstellt.

Diese Aussage lässt sich exemplarisch überprüfen, und zwar im “Büro für Migrationsgeschichten”, das Tschanz zusammen mit der digitalen Plattform Musée imaginaire des migrations (www.mimsuisse.ch) eingerichtet hat.

Hier sind die Besucherinnen und Besucher eingeladen, ihre eigene Migrationsgeschichte zu erzählen. Wer die Einladung annimmt und sich an den Bildschirm setzt, hat vorerst die Möglichkeit, zahlreiche andere bereits geschriebene Geschichten zu lesen, notabene auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch. Schreibt man dann – auf Wunsch an ausgewählten Daten unter Anleitung von Autorinnen und Autoren – seine eigene, wird sie Teil der wachsenden Dokumentation, wobei Datenschutz und Persönlichkeitsrechte garantiert sind.

Virtuelle Weltkarte

Auch die Schlussinstallation hat das Musée imaginaire des migrations eingerichtet. Hier lassen sich auf einer virtuellen Weltkarte die Wanderbewegungen aller in der Ausstellung vorgestellten Personen anschauen und die einzelnen Stationen abfragen.

Hier befindet sich auch das letzte der in “Anders. Wo.” platzierten Kunstwerke: “Ways to Escape One’s Former Country” des Aargauer Duos Baltensperger+Siepert. Dazu gehört ein Handbuch mit Migrationsgeschichten aus Afghanistan, Syrien und anderen Ländern. Es kann nach Hause mitgenommen werden.

Verfasser: Karl Wüst, sfd

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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