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“Auerhaus“ am Theater an der Winkelwiese in Zürich

Das Stück "Auerhaus" nach dem gleichnamigen Jugendroman von Bov Bjerg hatte am 10. November 2018 im Theater an der Winkelwiese in Zürich die Schweizer Erstaufführung. Sepp de Vries sda-ats

(Keystone-SDA) Das LAB Junges Theater Zürich inszeniert an der Winkelwiese erstmals in der Schweiz Bov Bjergs Erfolgsroman “Auerhaus”. Das achtköpfige Ensemble erzählt die Geschichte um den suizidgefährdeten Frieder mit ansteckender Spielfreude.

Beni Küng hat eine Halfpipe in den kleinen Kellerraum der Winkelwiese gebaut. Das passt, denn im Leben dieser Jugend-WG in der deutschen Provinz geht alles mal rauf, mal runter, drunter und drüber.

Man fährt zwar mit dem Velo in die Schule, das hat noch seine Ordnung. Daneben aber wird gekifft, im Laden geklaut, mit dem oder der geknutscht und geredet, wobei in den mitunter originellen und witzigen Dialogen deutlich zum Ausdruck kommt, dass der Romanautor auch Kabarettist ist.

Fünfer-WG mit Verdoppelung

Fünf Jugendliche in Alltagsklamotten (Paula Herrmann) sind es, die im leer stehenden Haus von Frieders Grossvater einziehen: Frieder (Balazs Gyenes), sein Freund Höppner (Roman Kiwic), dessen Freundin Vera (Robi Graf), der schwule Harry (Charly Boanyah) und die Brandstifterin Pauline (Jasmin Gloor).

Weil Bov Bjerg den Roman aus der Erinnerung der erwachsenen Höppner und Vera erzählt, verdoppelt die Regisseurin Annina Dullin-Witschi diese beiden Figuren mit Matthias Rott und Anna-Katharina Müller. Matthias Kurmann schliesslich spielt verschiedene Rollen, unter anderem den Nachbarn Seidel.

Lebenshilfe ohne Moralkeule

Im Mittelpunkt der stimmigen Inszenierung steht Frieder, der versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Inmitten ihrer Spielereien und Träumereien bemühen sich die anderen vier der WG, Frieders Lebenswillen zu stärken. Das tun sie ganz ohne Moralkeule, vielmehr mit jugendlicher Offenheit und Neugier. Alle hängen ja irgendwie in einer Scheisse drin, und die gemeinsame Erfahrung verbindet.

Das Ensemble erzählt das WG-Tohuwabohu mit grösster Lust. Die Regisseurin macht Tempo und bringt die 90 Minuten ohne Durchhänger über die Bühne. Rhythmische Musik und eine starke atmosphärische Geräuschkulisse (Marcel Gschwend) tragen zum gelungenen Abend bei.

Verfasser: Karl Wüst, ch-intercultur

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