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Aareal Bank mit bestem Ergebnis seit vollem Ausbruch der Finanzkrise (AF)

WIESBADEN (awp international) – Der vom Staat gestützte Immobilienfinanzierer Aareal Bank hat zu Jahresbeginn sein bestes Ergebnis seit dem vollen Ausbruch der Finanzkrise erzielt. Dank gesunkener Risikovorsorge für faule Kredite und steigender Margen stieg der operative Gewinn im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 57 Prozent auf 47 Millionen Euro, wie die im MDax notierte Gesellschaft am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Nach Abzug der Minderheitsanteile und der Verzinsung für die Stille Einlage des Bankenrettungsfonds Soffin blieben unter dem Strich 24 Millionen Euro übrig. Ein Jahr zuvor waren es lediglich 8 Millionen Euro.
Mit seinen Zahlen übertraf das Unternehmen die Erwartungen von Analysten. Die Aareal-Aktie legte vorbörslich um gut 1,3 Prozent zu. Ein Börsianer sprach in ersten Reaktion von “starken Zahlen”. Die Rücklagen für faule Kredite seien deutlicher als erwartet gesunken, kommentierte der Händler. Das Neugeschäft sei ebenfalls mit 1,4 Milliarden Euro (Q1 2010: 1,3 Mrd Euro) besser als erwartet ausgefallen.
PROGNOSE BESTÄTIGT
Seine erst im April erhöhten Prognosen bestätigte der Vorstand. In diesem Jahr erwartet das Management eine “deutliche Steigerung” des Betriebsergebnisses. Im vergangenen Jahr hatte die Bank den operativen Gewinn um gut 50 Prozent auf 134 Millionen Euro verbessert. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern soll auf 12 bis 13 Prozent steigen. Im ersten Quartal lag sie bei 9,1 Prozent, das sind 4 Prozentpunkte besser als ein Jahr zuvor. Zudem hofft die Aareal Bank auf ein Neugeschäft im Gesamtjahr von 7 bis 8 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr war es bereits um drei Viertel auf 6,7 Milliarden Euro gestiegen.
Um sich für das weitere Wachstum zu rüsten, hatte die Gesellschaft in den vergangenen Wochen bei einer Kapitalerhöhung um 40 Prozent knapp 270 Millionen Euro erlöst. Das frische Geld will der Immobilienfinanzierer vor allem für die Ausweitung seines Kreditgeschäftes nutzen. Die Bank sieht derzeit grosse Wachstumschancen. Das liegt auch daran, dass sich nach Unternehmenseinschätzung die Konkurrenz derzeit noch zurückhält. Sein Haus könne “als einer der wenigen verbliebenen, international breit aufgestellten Anbieter in der Immobilienfinanzierung” nun besonders vom sich verbessernden Umfeld für die Immobilienwirtschaft profitieren, sagte Vorstandschef Wolf Schumacher.
STAATSHILFE WEITER REDUZIERT
Mit 75 Millionen Euro steckte das Geldhaus nur einen kleinen Teil des Erlöses aus der Kapitalerhöhung in die weitere Rückzahlung der Staatshilfen. Die Aareal Bank hatte Anfang 2009 vom Soffin Stille Einlagen in Höhe von 525 Millionen Euro erhalten. Dies geschah nach eigenen Angaben aus Vorsichtsgründen und als eine Art Versicherung. Das Institut hatte auch in der Finanzkrise stets schwarze Zahlen geschrieben. Im vergangenen Sommer zahlte es bereits 150 Millionen Euro zurück. Mit der kompletten Rückzahlung der Staatshilfen will sich das Institut aber noch Zeit lassen.
Den Erlös aus der Kapitalerhöhung eingerechnet lag die harte Kernkapitalquote der Aareal Bank (Core Tier 1), also ohne Hybridkkapital und die Stillen Einlagen des Soffin, Ende März bei 10,7 Prozent. Diese Kennzahl wird künftig für die geplanten strengeren internationalen Regulierungsvorschriften für Banken (Basel III) voraussichtlich die entscheidende Kennziffer.
RISIKOVORSORGE GERINGER ALS KALKULIERT
Für möglich Kreditausfälle legte die Bank im ersten Quartal nur noch 18 Millionen Euro zurück, im Vorjahreszeitraum waren es noch 32 Millionen Euro. Der Wert der ersten drei Monate könnte Hoffnung geben, dass die Risikovorsorge im Gesamtjahr unter der Konzern-Prognose von 110 bis 140 Millionen Euro liegt. Allerdings betonte das Unternehmen, dass dieser Wert innerhalb der Schwankungsbreite eines Quartals liege.
Der Zinsüberschuss stieg um 15 Prozent auf 134 Millionen Euro. Dabei machten sich die höheren Margen im Kreditgeschäft positiv für das Institut bemerkbar, während das weiterhin niedrige Zinsniveau die Rentabilität des Einlagengeschäfts der Wohnungswirtschaft nach wie vor belastet. Der Provisionsüberschuss blieb mit 30 Millionen Euro konstant. /enl/ksb/tw

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