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Adidas will mit Hilfe von Olympia Marktführer in Grossbritannien werden

LONDON (awp international) – Europas grössert Sportartikelkonzern Adidas will dem Erzrivalen Nike die Marktführerschaft auf dem wichtigen Sportmarkt Grossbritannien abjagen. Sprungbrett dafür sollen die Olympischen und Paralympischen Spiele 2012 London sein, kündigte Vorstandschef Herbert Hainer am Wochenende in der britischen Hauptstadt an. Nach Aussage von Gil Steyaert, der bei Adidas das Grossbritanniengeschäft verantwortet, trennen Nike und Adidas derzeit noch zwei bis drei Prozentpunkte beim Marktanteil. Diese Lücke will Adidas laut Hainer spätestens bis 2015 schliessen.
Als offizieller Partner der Olympischen Spiele rüstet der Konzern alle freiwilligen Helfer, technischen Mitarbeiter und Funktionäre aus. Darüber hinaus werden das britische Team und alle britischen Athleten das Adidas-Logo tragen. Etwa 100 Millionen Pfund zusätzlichen Umsatz erhofft sich der Konzern von den Londoner Spielen. In etwa die gleiche Summe investieren die Herzogenauracher in ihr Olympiaengagement. Die Relation macht klar, dass Sportereignisse in dieser Grössenordnung nicht unmittelbar lukrativ sind. Der Nutzen ist ein langfristiger. Diese Megaevents bieten aufgrund der weltweiten Medienpräsenz der Branche eine Plattform, um die eigene Marke zu bewerben. Das bringt Kunden, die wiederum für mehr Geld in der Kasse sorgen. ?Bei den letzten Spielen 2008 in Peking verfolgten weltweit rund vier Milliarden Menschen die Eröffnungszeremonie?, sagte Steyaert. Für das Londoner Pendant werden mindestens genauso viele Zuschauer erhofft.
Geht es nach den Verantwortlichen, dann soll bei den Spielen 2012 das Thema Nachhaltigkeit stärker im Vordergrund stehen. Die Stadien würden so gebaut, dass man sie nach Olympia auf einer kleineres Mass zurückstutzen kann, um sie anderweitig nutzen zu können, erzählt die Projektleiterin für die Olympischen Spiele bei Adidas, Erica Kerner, die eng mit dem Londoner Organisationskomitee zusammen arbeitet. Darüber hinaus gebe es Pläne, dass die olympischen Dörfer anschliessend in Wohnprojekte umgewandelt werden. Auch Adidas wolle zur Nachhaltigkeit einen Beitrag leisten, sagte Kerner. Die Kleidung der Athleten und Freiwilligen solle zum Teil aus recycelten Materialien wie zum Beispiel Plastik-Flaschen oder aus Bio-Baumwolle bestehen. Um die Sportbeteiligung insgesamt zu erhöhen will Adidas gerade in den ärmeren Kommunen des Landes kostenlos nutzbare Sportstätten errichten. Von diesen so genannten adiZones, in denen man Basketballspielen, Klettern oder seine Muskeln in einem Outdoor-Fitnessstudio stählen kann, soll es bis zum Start der Spiele 100 in ganz Grossbritannien geben.
Für das Design der olympischen Bekleidung ist Modedesignerin Stella McCartney verantwortlich. Die ersten Lizenzprodukte und Fanbekleidung gibt es in Grossbritannien bereits zu kaufen. Derzeit verhandelt Adidas noch, um auch in anderen europäischen Ländern Olympia-Produkte anbieten zu können.
Dass das Unterfangen Grossbritannien nicht einfach wird, weiss auch Adidas. Der Markt ist hart umkämpft und in der Hand von wenigen Sporthandelsketten. Vor allem die Hauptstadt London ist fest in der Hand von Nike, während Adidas in den nördlicheren Regionen des Landes die Nase vorn hat. ?Würde man die Hauptstadt weglassen, dann hätten wir bereits die Marktführerschaft?, sagte Steyaert. Dem Manager zufolge hat der britische Sportartikelmarkt ein Volumen von rund 4,3 Milliarden britischen Pfund (5 Mrd Euro). Der Marktanteil von Adidas liegt derzeit bei ungefähr 15 Prozent, Nike kommt in etwa auf 18 Prozent. Hinter Adidas auf Rang drei liegt dem Manager zufolge die britische Marke Umbro, die ebenfalls zu Nike gehört. Auf dem vierten Platz folgt dann die Adidas-Tochter Reebok.
Europa ist für Adidas nach wie vor die wichtigste Region. Von den 12 Milliarden Euro Umsatz, die der Konzern im vergangenen Jahr erwirtschaftet hat, entfielen 3,5 Milliarden Euro auf Westeuropa und 1,4 Milliarden Euro auf die europäischen Schwellenländer. Den Umsatz einzelner Länder weist Adidas nicht aus. Grösster Markt in Europa ist laut Hainer Russland, dann folgen in etwa gleichauf Deutschland, Grossbritannien und Frankreich.
Grossbritannien spielt zusammen mit Russland, China und Nordamerika auch in der mittelfristigen Plänen von Adidas eine Rolle. Adidas-Chef Hainer hatte im vergangenen Jahr seine Strategie entworfen, wonach der Konzernumsatz bis 2015 auf 17 Milliarden Euro steigen soll. Nike will im gleichen Zeitraum bis auf 27 Milliarden Dollar (18,8 Mrd Euro) kommen./she/ep

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