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AKTIEN FRANKFURT: Dax nach Strohfeuer deutlich im Minus – Zahlen von Merck

FRANKFURT (awp international) – Der Dax hat am Montag seinen jüngsten Höhenflug nicht fortsetzen können. Ein kurzer Sprung in die Gewinnzone nach freundlichen Daten zum deutschen Ifo-Geschäftsklima erwies sich als Strohfeuer. Dann rutschte der deutsche Leitindex, der sich am Freitag noch auf dem höchsten Stand seit Januar 2008 ins Wochenende verabschiedet hatte, wieder deutlich ins Minus und verlor gegen Mittag 0,67 Prozent auf 7.377,26 Punkte. Der MDax der mittelgrossen Werte gab um 0,76 Prozent auf 10.433,53 Punkte nach und der TecDax verlor 1,17 Prozent auf 906,31 Punkte.
Einige Marktteilnehmer verwiesen auf die Zuspitzung der politischen Lage in Libyen als Belastungsfaktor. Die Unruhen in dem nordafrikanischen Land trieben auch die Ölpreise kräftig in die Höhe. Analyst Christoph Schmidt vom Vermögensverwalter N.M.F. AG konstatierte ein “recht gutes Handelsvolumen” dafür, dass die New Yorker Börsen wegen eines Feiertags geschlossen bleiben. In Deutschland rückte Merck KGaA mit Zahlen in den Fokus.
MERCK KGAA PROFITIEREN VON POSITIVEM AUSBLICK
Die Papiere des Pharma- und Chemiekonzerns gewannen an der Dax-Spitze 4,48 Prozent auf 65,51 Euro. “Der ordentliche Ausblick hilft den Aktien trotz der nur gemischt ausgefallenen Zahlen nach oben”, sagte ein Händler. Dagegen habe die operative Entwicklung insbesondere bei der Sparte Merck Serono abermals enttäuscht. Ein weiterer Börsianer sprach ebenfalls von schwachen operativen Zahlen für das vierte Quartal, lobte aber den ermutigenden Ausblick. Ein anderer Händler stellte auf das deutlich verbesserte Chartbild als zusätzlichen Antrieb ab. Bei 65,99 Euro hatte die Aktie den höchsten Stand seit Ende September markiert.
Kursgewinne von 1,64 Prozent auf 87,32 Euro bescherten den Anteilsscheinen von MAN den zweiten Platz im Dax. Der Nutzfahrzeug- und Motorenhersteller gibt sich fast drei Wochen länger Zeit, um die Bilanz für das vergangene Jahr auszurechnen. Eine Begründung für die Verzögerung gab es zunächst nicht. Einem Händler zufolge war das Papier dann in einer ersten Reaktion nach oben gegangen, da einige offenbar auf Nachrichten zu möglichen Übernahmeplänen durch Volkswagen (VW) spekuliert hätten. Aus Kreisen verlautet aber, die Verschiebung könnte mit einer möglichen Einigung bei Ferrostaal zusammenhängen. Ferrostaal sei als Grund aus Händlersicht eher “neutral”. Aber wenn sich eine Einigung abzeichne, sagte einer, könnte das wiederum den Weg für eine Übernahme durch VW über Scania ebnen.
DROHENDE KLAGEN BELASTEN PORSCHE
Ein Bericht über weitere Schadenersatzklagen belastete indes die Aktien von Porsche , die um 1,69 Prozent auf 66,150 Euro nachgaben. Dem Sportwagenbauer drohten im Zusammenhang mit der gescheiterten VW-Übernahme neue Klagen von 14 Investoren über insgesamt mehr als eine Milliarde Euro, zitierte die “Wirtschaftswoche” einen Rechtsanwalt. “Das ist leicht negativ, da diese Klagen die kommende Kapitalerhöhung gefährden könnten”, kommentierte ein Börsianer. Dass Porsche laut Aussagen des Unternehmenschefs Matthias Müller in der Fachzeitschrift “Automotive News Europe” über eine Produktion in China und den USA nachdenkt, sollte dagegen keinen Kurseinfluss haben. Die im Dax gelisteten VW-Vorzüge büssten 0,79 Prozent auf 118,70 Euro ein.
Die Commerzbank-Titel rückten um 0,65 Prozent auf 6,190 Euro vor. Händler verwiesen darauf, dass die Bank nach einem “Focus”-Bericht einen möglichst grossen Teil ihrer milliardenschweren Staatshilfen bis zum Sommer zurückzahlen wolle. Diese Rückzahlungen sind laut Marktexperte Klaus Stabel von der ICF Kursmakler AG ein “grosses Thema” bei der Commerzbank, über das er sich spätestens am Mittwoch zur Vorlage der Jahreszahlen 2010 Aussagen erhofft. “Darüber hinaus wird interessant sein zu erfahren, was mit der Aktienbeteiligung des Bundes von 25 Prozent geplant ist. Möglicherweise kann die Commerzbank nach IFSR-Standard sogar mit relativ positiven Zahlen überraschen. Davon könnten auch weitergehende Kapitalmassnahmen abhängig sein.”
K+S LEIDEN UNTER NEGATIVER US-VORGABE
Für die Anteilsscheine von K+S ging es hingegen um 1,57 Prozent auf 56,530 Euro nach unten. Ein Händler sah einen negativen Impuls durch sinkende Getreidepreise und eine geldpolitische Straffung in China, was am Freitag in New York bereits die Aktien von US-Konkurrenten wie Mosaic und Potash Corp. belastet hatte.
Am TecDax-Ende sackten die Aixtron-Papiere um 4,89 Prozent auf 29,150 Euro ab und setzten damit die vor dem Wochenende begonnene Talfahrt fort. Händler verwiesen auf den Konkurrenten Veeco , dessen Aktien am Freitag in den USA um bis zu sieben Prozent zurückgefallen waren. Aixtron hatten am Freitag ebenfalls bereits deutliche Kursverluste von mehr als vier Prozent verzeichnet, nachdem die Citigroup die Bewertung der Aktie mit “Sell” und einem Kursziel von 20 Euro gestartet hat. Vor allem die Aussagen über ein mögliches Ende der Subventionen in China seien belastend, betonten Händler. Zudem gab es Gerüchte, die kommende Woche anstehenden Zahlen des auf Leuchtdioden-Anlagen spezialisierten Maschinenbauers könnten enttäuschen./gl/rum
— Von Gerold Löhle, dpa-AFX —

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