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AKTIEN FRANKFURT: Deutliche Verluste – ‘Entwicklung nicht überbewerten’

FRANKFURT (awp international) – Der deutsche Aktienmarkt ist am Mittwoch deutlich ins Minus gerutscht. Gegen Mittag stand der Leitindex Dax 1,33 Prozent tiefer bei 6.882,59 Punkten. Der MDax der mittelgrossen Werte büsste 1,50 Prozent auf 10.024,93 Punkte ein und der TecDax verlor 0,72 Prozent auf 856,08 Punkte.
Kapitalmarktexperte Fidel Helmer von Hauck & Aufhäuser sah den im Vergleich zum Vortag schwachen Euro als Belastungsfaktor. Einmal mehr entwickelten sich der Dax und die Gemeinschaftswährung parallel. Helmer wollte die Marktschwäche aber nicht überbewerten. “Viele Investoren sind noch im Urlaub, weshalb die Umsätze sehr gering sind.” Zudem stünden am Nachmittag noch US-Konjunkturdaten auf der Agenda. “Wir sollten uns von einem schwachen Tag nicht aus dem Konzept bringen lassen”, sagte Helmer. Berichte über eine Weigerung der Schweizer Nationalbank, irische Staatsanleihen als Sicherheit zu akzeptieren, liess der Experte nicht als Grund für die Kursverluste gelten. Zudem war die Versteigerung portugiesischer Staatsanleihen laut Medienberichten auf eine solide Nachfrage gestossen.
Die Papiere von Beiersdorf legten an der Dax-Spitze um 1,72 Prozent auf 42,490 Euro zu. Händler verwiesen auf erneut kursierende Gerüchte, Procter & Gamble (P&G) könnte bei dem Kosmetikkonzern einsteigen wollen und eventuell den Anteil der Familie Hertz kaufen. Ein Sprecher der Hertz-Finanzholding Maxingvest bezeichnete Beiersdorf indes auf Anfrage als “langfristiges Investment”. Ein Händler schenkte der “immer wieder aufkommenden Spekulation” ebenfalls wenig Glauben.
Die Aktien des Salz- und Düngemittelherstellers K+S verloren dagegen trotz besser als erwartet ausgefallener Zahlen des US-Konkurrenten Mosaic 2,37 Prozent auf 55,600 Euro. Belastend für K+S dürfte gewirkt haben, dass Merrill Lynch die Titel von seiner “Europe 1 List” genommen hatte. Sie hätten die maximale Verweildauer von maximal zwölf Monaten überschritten, hiess es zur Begründung. Ein Händler wollte deshalb den negativen Einfluss der Studie nicht überbewerten. Vielmehr hätten die Aktien in dem trüben Marktumfeld überdurchschnittlich nachgegeben. Beim Gasehersteller Linde sorgten laut Börsianern vage Gerüchte, Konkurrent Air Liquide könnte seine Ziele nach unten revidieren, für Kursverluste von 2,58 Prozent auf 109,60 Euro.
Die Papiere der 2010 sehr gut gelaufenen Autobauer konnten nicht von den am Vorabend vorgelegten Absatzzahlen aus den USA profitieren. Daimler gaben um 1,17 Prozent auf 51,380 Euro nach. Für die Titel des Wolfsburger Herstellers Volkswagen (VW) ging es um satte 2,91 Prozent auf 125,30 Euro bergab. BMW mussten sogar Verluste von 3,82 Prozent auf 58,420 Euro hinnehmen und Porsche verbilligten sich um 1,48 Prozent auf 67,410 Euro. Dabei hatten die deutschen Hersteller ihre Verkäufe auf dem US-Markt im Dezember erneut teilweise zweistellig gesteigert.
Die Aktien von HeidelbergCement büssten 3,88 Prozent auf 45,405 Euro ein, was Händler auf einen Beschluss des US-Repräsentantenhauses zurückführten. Dieser ermöglicht einem Komitee die Beschränkung der Ausgaben für Highway-Baumassnahmen. Auch Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow sah das als Belastungsfaktor für den Kurs. Immerhin sei die erwartete Erholung in den USA eine wichtige Triebkraft für HeidelbergCement.
Im MDax gewannen die Titel des Spitzenreiters EADS 2,43 Prozent auf 18,325 Euro. Der Bernecker-Börsenbrief “AB-Daily” verwies darauf, dass der Luft- und Raumfahrtkonzern einen Grossauftrag für 50 Flugzeuge des Typs Airbus A320 erhalten habe, dessen Wert nach Listenpreis bei 3,2 Milliarden US-Dollar liege. Zudem äusserte sich die französische Investmentbank Cheuvreux positiv zu der Aktie.
Übernahmefantasien liessen die Anteilsscheine von Roth & Rau im TecDax um 4,48 Prozent auf 13,070 Euro steigen. Händler sprachen von Marktgerüchten um ein mögliches Interesse des chinesischen Solarkonzerns Yingli Green Energy an dem auf die Solarbranche spezialisierten Anlagenbauer./gl/chs

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