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AKTIEN FRANKFURT: Deutliche Verluste – ‘Entwicklung nicht überbewerten’

FRANKFURT (awp international) – Der deutsche Aktienmarkt hat am Mittwoch deutliche Verluste hinnehmen müssen. Bis zum Nachmittag sackte der Leitindex Dax um 1,25 Prozent auf 6.887,99 Punkte ab. Der MDax der mittelgrossen Werte büsste 1,72 Prozent auf 10.002,97 Punkte ein und der TecDax verlor 0,68 Prozent auf 856,36 Punkte. Die deutlich stärker als erwartet gestiegene Beschäftigung im US-Privatsektor half den Notierungen nur wenig. Nach der Eröffnung an der Wall Street stehen noch weitere US-Daten auf der Agenda.
Kapitalmarktexperte Fidel Helmer von Hauck & Aufhäuser sah den im Vergleich zum Vortag schwachen Euro als Belastungsfaktor. Einmal mehr entwickelten sich der Dax und die Gemeinschaftswährung parallel. Helmer wollte die Marktschwäche aber nicht überbewerten. Viele Investoren seien noch im Urlaub und die Umsätze deshalb sehr gering. “Wir sollten uns von einem schwachen Tag nicht aus dem Konzept bringen lassen.” Indes war die Versteigerung portugiesischer Staatsanleihen auf eine solide Nachfrage gestossen. Allerdings musste das Land den Anlegern deutlich höhere Zinsen bieten als bei der letzten Auktion.
Die Papiere von Beiersdorf legten um 1,26 Prozent auf 42,295 Euro zu. Händler verwiesen auf erneut kursierende Gerüchte, Procter & Gamble (P&G) könnte bei dem Kosmetikkonzern einsteigen wollen und eventuell den Anteil der Familie Herz kaufen. Ein Sprecher der Herz-Finanzholding Maxingvest bezeichnete Beiersdorf aber auf Anfrage als “langfristiges Investment”. Ein Händler schenkte der “immer wieder aufkommenden Spekulation” ebenfalls wenig Glauben.
Die Aktien des Salz- und Düngemittelherstellers K+S verloren dagegen trotz besser als erwartet ausgefallener Zahlen des US-Konkurrenten Mosaic 2,19 Prozent auf 5,700 Euro. Belastend für K+S dürfte gewirkt haben, dass Merrill Lynch die Titel von seiner “Europe 1 List” genommen hatte. Sie hätten die maximale Verweildauer von maximal zwölf Monaten überschritten, hiess es zur Begründung. Ein Händler wollte deshalb den negativen Einfluss der Studie nicht überbewerten. Vielmehr hätten die Aktien in dem trüben Marktumfeld überdurchschnittlich nachgegeben. Beim Gasehersteller Linde sorgten laut Börsianern vage Gerüchte, wonach Konkurrent Air Liquide seine Ziele nach unten revidieren könnte, für Kursverluste von 3,11 Prozent auf 109,00 Euro. Daran änderte zunächst auch ein Dementi des französischen Konzern nichts.
Die Papiere der 2010 sehr gut gelaufenen Autobauer konnten nicht von den am Vorabend vorgelegten Absatzzahlen aus den USA profitieren. Lediglich Daimler hielten sich mit plus 0,08 Prozent auf 52,030 Euro vergleichsweise gut. Die Titel von Porsche verloren 0,61 Prozent auf 68,000 Euro. Für die Titel des Wolfsburger Herstellers Volkswagen (VW) ging es um satte 3,49 Prozent auf 124,55 Euro bergab. BMW mussten Verluste von 2,17 Prozent auf 59,420 Euro hinnehmen. Dabei hatten die deutschen Hersteller ihre Verkäufe auf dem US-Markt im Dezember erneut teilweise zweistellig gesteigert.
Die Aktien von HeidelbergCement büssten am Dax-Ende 4,51 Prozent auf 45,110 Euro ein, was Händler auf einen Beschluss des US-Repräsentantenhauses zurückführten. Dieser ermöglicht einem Komitee die Beschränkung der Ausgaben für Highway-Baumassnahmen. Auch Commerzbank-Analyst Norbert Kretlow sah das als Belastungsfaktor für den Kurs. Immerhin sei die erwartete Erholung in den USA eine wichtige Triebkraft für HeidelbergCement.
Im MDax gewannen die Titel des Spitzenreiters EADS 2,07 Prozent auf 18,260 Euro. Der Bernecker-Börsenbrief “AB-Daily” schrieb, dass der Luft- und Raumfahrtkonzern einen Grossauftrag für 50 Flugzeuge des Typs Airbus A320 erhalten habe, dessen Wert nach Listenpreis bei 3,2 Milliarden US-Dollar liege. Zudem äusserte sich die französische Investmentbank Cheuvreux positiv zu der Aktie.
Übernahmefantasien liessen die Anteilsscheine von Roth & Rau im TecDax um 3,84 Prozent auf 12,990 Euro steigen. Händler sprachen von Marktgerüchten um ein mögliches Interesse des chinesischen Solarkonzerns Yingli Green Energy an dem auf die Solarbranche spezialisierten Anlagenbauer. Yingli dementierte allerdings auf Anfrage diese Spekulationen./gl/chs

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