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AKTIEN FRANKFURT: Deutliche Verluste – Verbot von Leerverkäufen belastet

FRANKFURT (awp international) – Belastet von der deutschen Finanzmarktregulierung hat der Dax am Mittwoch herbe Verluste erlitten. Nach einem zwischenzeitlichen Fall unter die wichtige Marke von 6.000 Punkten notierte der deutsche Leitindex zuletzt 1,71 Prozent niedriger bei 6.050,49 Punkten. Der MDax fiel um 2,30 Prozent auf 8.129,69 Zähler und für den TecDax ging es um 1,92 Prozent auf 753,95 Punkte abwärts. Händler verwiesen einhellig auf das Verbot ungedeckter Leerverkäufe durch die deutsche Finanzaufsicht Bafin, das am Dienstagabend beschlossen worden war und seit Mitternacht gültig ist. Es betrifft Staatsanleihen aus der Euro-Zone sowie Aktien von zehn Unternehmen der deutschen Finanzbranche. Sorgen bereiten zudem die Pläne zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer, hiess es.
“Das von der Bafin beschlossene Leerverkäufe-Verbot sorgt für Irritationen bei den Marktteilnehmern”, schrieb Analyst Patrick Pflüger von IG Markets. Hans-Jürgen Haack von den Bernecker Börsenbriefen kommentierte: “Nun treiben die Politiker den Teufel mit dem Beelzebub aus. Die Finanzmarktregulierungen werden den Euro insgesamt eher weiter schwächen, weil das Geld abfliessen wird. Und das Short-Verbot für einige Aktien wird einen Kursrückgang auch nicht verhindern können.” Ein weiterer Marktteilnehmer aus Asien sagte: “Deutschland hat gerade die Finanzlichter in Europa ausgemacht.”
Die Regulierungsmassnahmen der Bafin rückten Finanztitel in den Fokus. Während Aktien der Deutschen Börse , Deutsche Bank und Allianz zu den Verlierern im Dax gehörten und zwischen knapp anderhalb und mehr als zweieinhalb Prozent abgaben, notierten Papiere der Commerzbank und Postbank gegen den Trend moderat im Plus. Die vom Staat gestützte Commerzbank sieht sich nach einem guten Jahresstart auf dem besten Weg zur Trendwende. “2010 wird für uns aus heutiger Sicht den geplanten Umschwung bringen. Gleichgültig, ob wir unter dem Strich schwarze oder noch einmal rote Zahlen schreiben sollten”, sagte der Vorstandsvorsitzende Martin Blessing auf der Hauptversammlung der Bank.
Dividendenabschlag und negative Analystenkommentare sorgten bei BMW-Aktien für Kursverluste von 4,77 Prozent oder 1,89 Euro auf 37,920 Euro. Die Aktien büssten damit deutlich mehr als den Dividendenabschlag von 0,30 Euro ein. Sowohl Merrill Lynch als auch HSBC hatten die Titel des Autobauers zuvor heruntergestuft. Für den Autozulieferer Continental ging es im MDax mit minus 4,19 Prozent auf 40,660 Euro ebenfalls deutlich abwärts. Händler verwiesen auf die Abstufung durch die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) vom Vorabend nach Börsenschluss. Das langfristige Rating werde von ‘B+’ auf ‘B’ gesenkt, teilte S&P mit. Die kurzfristige Bonitätseinschätzung (‘B’) wurde ebenso wie der Ausblick (“stabil”) bestätigt. Angesichts der hohen Schulden des Autozulieferers sei dies negativ zu bewerten, hiess es am Markt.
Im TecDax legten Wirecard-Aktien nach Zahlen eine wahre Achterbahnfahrt hin und gaben zuletzt um 0,95 Prozent auf 8,221 Euro nach. Das Zahlenwerk habe im Rahmen der Erwartungen gelegen, hiess es am Markt. Um 2,36 Prozent auf 5,345 Euro runter ging es für Papiere des Solarunternehmens Q-Cells , obwohl die Aktien von Goldman Sachs von “Sell” auf “Neutral” hochgestuft worden waren.
Papiere von Air Berlin verloren nach Zahlen 4,29 Prozent auf 3,369 Euro. Die zweitgrösste deutsche Fluggesellschaft weitete im ersten Quartal ihren Verlust aus. Nach Meinung von Händlern lagen die Zahlen des SDax-Unternehmens insgesamt knapp unter den Erwartungen des Marktes./chs/gl

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