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AKTIEN FRANKFURT: Erneuter Erholungsansatz – Vorgaben und BVG-Urteil stützen

FRANKFURT (awp international) – Gestützt auf sehr gute Vorgaben aus Übersee hat der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch einen weiteren Erholungsversuch gestartet. Die Billigung des EU-Rettungsfonds durch das Bundesverfassungsgericht gab dem Markt zusätzlichen Rückenwind. Der Dax stieg am Nachmittag um 2,85 Prozent auf 5.341,99 Punkte, nachdem er am Vortag noch auf dem tiefsten Stand seit Juli 2009 geschlossen hatte. Der MDax lag mit 3,57 Prozent im Plus bei 8.632,84 Punkten, und der TecDax rückte um 2,07 Prozent auf 706,16 Punkte vor.
Händler zogen trotz gestärkter Beteiligungsrechte des Bundestages ein positives Fazit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVG). “Vor allem US-Investoren könnten nun zurückkommen, da ein Scheitern der EU-Hilfen bei diesen die grösste Sorge war”, so ein Börsianer. Ein weiterer positiver Impuls ging am Mittag noch von besser als erwartet ausgefallenen deutschen Produktionszahlen aus. Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research mahnt angesichts der Kursbewegung aber zur Vorsicht. “Wichtig ist die Bewegung am Nachmittag. Hier ist der Aktienmarkt zuletzt immer wieder unter Druck geraten”, so der Experte.
Autowerte gehörten im Zuge der marktbreiten Erholung zu den besten Werten. Die Aktien von Daimler und BMW gewannen 4,76 und 5,21 Prozent. Die Volkswagen-Vorzüge legten um 3,42 Prozent zu. Ein Händler sieht in dem zuletzt besonders stark verprügelten Sektor eine Einstiegsgelegenheit vor der Mitte September in Frankfurt beginnenden Internationalen Automobil-Ausstellung IAA, die positive Nachrichten bringen könnte. Die Analysten von Barclays Capital warnten dagegen in einer Branchenstudie vor einem verfrühten Einstieg in den Sektor, auch wenn dieser überverkauft erscheine. Die BMW- und VW-Titel böten aber die besten Fundamentaldaten zu einem vergleichsweise günstigen Kurs.
Ferner gehörten die am Vortag noch sehr schwachen Infineon-Aktien im Dax zu den grössten Gewinnern. Sie rückten um 5,11 Prozent auf 5,411 Euro vor. Händler sprachen von grossem Erholungspotenzial bei den Aktien des Halbleiterunternehmens, die am Vorabend wegen einer Umsatz- und Gewinnwarnung des US-Wettbewerbers Fairchild Semiconductor auf ein neues Jahrestief gefallen waren. Schlusslicht im ohne Verlierer gebliebenen Dax waren dagegen die am Vortag noch gefragten Henkel-Titel . Sie lagen nur knapp mit 0,12 Prozent im Plus bei 38,38 Euro. Goldman Sachs hatte das Kursziel für die Titel des Konsumgüterherstellers gesenkt.
Im MDax kletterten die Aktien von Klöckner & Co um 5,69 Prozent auf 10,18 Euro. Der Stahlhandelskonzern hat ein Massnahmenpaket zur Verbesserung der Profitabilität beschlossen und will sich von Geschäftsteilen mit einem Umsatz von rund einer halben Milliarde Euro trennen. Insbesondere in einzelnen Landesgesellschaften soll das Geschäft zurückgefahren werden. Zudem sieht der Vorstand Sparpotenzial bei den Verwaltungskosten und den allgemeinen Ausgaben.
SGL Group gehörten ebenfalls zu den Favoriten im MDax. Sie rückten um 5,90 Prozent auf 36,26 Euro vor, nachdem der Anlagenbauer Voith seinen Anteil am Kohlenstoff-Spezialisten in der Vergangenheit kräftig auf 9,14 Prozent aufgestockt hat. Die nun erfolgte Stimmrechtsmitteilungen wurde laut einem Voith-Sprecher aber durch eine interne Umstrukturierung der Beteiligungsgesellschaften ausgelöst. Commerzbank-Analystin Yasmin Moschitz rechnet nun damit, dass die Übernahmespekulationen wieder aufflammen werden. SGL wird auch von den Autobauern VW und BMW umworben./tih/gl
— Von Timo Hausdorf, dpa-AFX —

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