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AKTIEN FRANKFURT: Griechenland-Sorgen halten Dax unter Druck

FRANKFURT (awp international) – Sorgen um eine weitere Verschärfung der Lage in Griechenland haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag erneut unter Druck gesetzt. Der Dax stand am Nachmittag 0,74 Prozent tiefer bei 7.062,66 Punkten. Damit erholte sich der Leitindex aber dank guter US-Konjunkturdaten etwas von seinem Tagestief. Der Dax hatte bereits am Vortag seinen jüngsten Erholungsversuch abgebrochen und nun rückt laut Händlern wieder die wichtige 7.000-Punkte-Marke verstärkt in den Blick. Der MDax mittelgrosser Werte gab zuletzt 1,58 Prozent auf 10.466,64 Punkte ab und der TecDax fiel um 1,48 Prozent auf 868,77 Punkte.
Wegen der befürchteten Eskalation der Griechenland-Krise stehen die Zeichen auf Sturm und die Nachrichten werden mit grosser Nervosität verfolgt, sagten Börsianer. Marktstratege David Buik von BGC Partners denkt, dass sich der Ausverkauf an den Aktienmärkten fortsetzen dürfte, bis die EU und die EZB das wahre Problem mit Griechenland und den potenziell zerstörerischen Effekt für den Markt für Staatsanleihen als Ganzes sowie die schweren Folgen für das Bankensystem und das wirtschaftliche Wachstum akzeptierten. Am Nachmittag ermöglichten dann aber erste US-Daten, die besser als erwartet ausgefallen sind, eine moderate Erholung der Börsen von ihrem Tief.
Ans Dax-Ende rutschten Metro um 3,49 Prozent auf 41,925 Euro ab. Börsianer begründeten dies vor allem mit der Schwäche im Einzelhandelssektor im Allgemeinen und auch mit dem angeschlagenen Chartbild bei Metro, nachdem das Papier in den vergangenen Tagen bei einer höheren Handelsaktivität auf ein neues Tief seit September 2009 gefallen ist. Andere verwiesen auf eine deutliche Zielsenkung durch Bernstein und eine Branchennote der Unicredit. Bester Wert waren Lufthansa-Aktien mit plus 0,51 Prozent auf 13,885 Euro. Analystin Penelope Butcher von Morgan Stanley hatte ihre Einstufung von “Equal-Weight” auf “Overweight” angehoben und das Kursziel von 18,70 auf 19,00 Euro aufgestockt. Auch Autowerte zählten nach einer Hochstufung des Sektors auf “Overweight” durch die Analysten der Deutschen Bank zu den Favoriten. BMW-Aktien verteuerten sich um 0,55 Prozent auf 62,72 Euro.
Wegen der Griechenlandkrise rutschten Finanzwerte zunächst ans Dax-Ende, konnten sich dann aber im Verlauf wieder stabilisieren. Deutsche Bank-Aktien verloren zuletzt mit dem Markt 1,11 Prozent auf 39,290 Euro, Commerzbank büssten 1,02 Prozent auf 3,001 Euro ein. Die Aktien des Versicherers Allianz , der von einem Zahlungsausfall Griechenlands über seine Kapitalanlagen belastet werden könnte, verbilligten sich um 1,52 Prozent auf 91,31 Euro. Ein Börsianer sagte: “Konjunktursorgen und Schuldenkrise halten den Markt unter Druck und die entsprechenden Sektoren Rohstoffe und Finanzen waren zunächst die europaweit grössten Verlierer.” Als Rohstoffwert gaben die Aktien von ThyssenKrupp weitere 0,78 Prozent ab.
Im MDax sprangen Demag Cranes um 2,25 Prozent auf 45,290 Euro an. Bei der geplanten Übernahme des Kranherstellers durch den US-Konkurrenten Terex zeichnet sich ein Durchbruch ab. Terex erhöhte sein Übernahmeangebot von 41,75 Euro auf 45,50 Euro je Aktie und folgt damit einer Vereinbarung, die von Terex und Demag Cranes nach Billigung durch die zuständigen Gremien unterzeichnet worden sei. Darin sichere Terex den deutschen auch nach der Mehrheitsübernahme weitgehende operative und strategische Eigenständigkeit zu. Demag begrüsste das neue Angebot. Laut Analysten ist damit eine Übernahme wahrscheinlicher geworden.
Heidelberger Druck legten nach endgültigen Zahlen und dem Ausblick als zweitbester MDax-Wert 0,15 Prozent zu auf 2,706 Euro. Der angeschlagene Druckmaschinenhersteller rechnet weiter mit einer Erholung und will sich dem mittelfristigen Umsatzziel von mehr als 3 Milliarden Euro im laufenden und kommenden Geschäftsjahr schrittweise nähern. Bei stabiler gesamtwirtschaftlicher Entwicklung werde im laufenden Jahr ein ausgeglichenes Vorsteuerergebnis angestrebt. Damit bekräftigte Heidelberger Druck jüngste Aussagen aus einem Interview. Den Ausblick stufte ein Börsianer indes als “weiter vorsichtig” ein. Analysten erwarteten für das Geschäftsjahr einen Vorsteuergewinn von 10 Millionen Euro. Die gleichzeitig vorgelegten endgültigen Zahlen hätten indes keine Überraschung mehr gebracht.
Die Solarwerte stemmten sich im TecDax mit einem Plus von 0,66 Prozent bei Q-Cells und einem Aufschlag von 3,49 Prozent bei Solarworld gegen den negativen Trend. Positiv wirkt ein Bericht der “Financial Times Deutschland”, demzufolge die Bundesregierung auf die zum 1. Juli geplante Kürzung der Solarförderung verzichten will. Es werde im Juli keine Absenkung der Vergütung geben, sagte die parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium, Katherina Reiche, der Zeitung. Grund sei eine aussergewöhnlich niedrige Zahl von Solaranlagen von März bis Mai. Die Senkung der Jahresprognose 2011 durch die ehemals im TecDax notierte Conergy belastete wegen der schlechten Vergleichbarkeit der Probleme kaum.
Das TecDax-Schwergewicht Aixtron sackte um 3,44 Prozent auf 24,690 Euro ab. Händler sprachen von anhaltendem Verkaufsdruck, nachdem der IT-Branchendienst Gartner einer Studie vom Vortag zufolge ein Minus der Investitionen im Halbleiterbereich um 2,6 Prozent im Jahr 2012 erwartet. Hinzu kommt einem Händler zufolge das schlechte Chartbild, nachdem die Aktie zeitweise auf ein Tief seit Dezember 2010 gefallen war./fat/tih

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