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AKTIEN FRANKFURT: Höhere Gewinne wieder eingedampft – Angst vor Zinserhöhung

FRANKFURT (awp international) – Nach zwei Verlusttagen hat der Dax sich am Donnerstag wieder etwas erholen können. Bis zum Nachmittag stieg der deutsche Leitindex um 1,05 Prozent auf 7.256,40 Punkte. Der MDax der mittelgrossen Werte rückte um 0,10 Prozent auf 10.192,58 Punkte vor und der TecDax gewann 0,63 Prozent auf 903,72 Punkte.
Zwischenzeitlich höhere Gewinne aufgrund von Hoffnungen auf eine Entspannung der politischen Lage in Libyen schmolzen nach Aussagen der Europäischen Zentralbank (EZB) wieder zusammen. Die Währungshüter beliessen zwar ihren Leitzins wie erwartet abermals unverändert bei 1,0 Prozent. EZB-Chef Trichet warnte aber, eine Zinserhöhung sei zwar nicht sicher, aber möglich. Nach Einschätzung der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) dürfte dies nun unmittelbar bevorstehen. Zuvor hatten Händler auf Medienberichte verwiesen, denen zufolge die Arabische Liga Verhandlungen über einen Friedensplan für Libyen führt, den der Staatschef von Venezuela, Hugo Chavez, vorgeschlagen habe. Dies liess auch die Ölpreise sinken.
UNSPEKTAKULÄRE ZAHLEN VON BEIERSDORF
Daneben sorgte die Berichtssaison für Gesprächsstoff. Die Beiersdorf-Titel gewannen nach unspektakulären endgültigen Jahreszahlen lediglich magere 0,21 Prozent auf 43,295 Euro. Der Konsumgüterhersteller will trotz eines Gewinnrückgangs im vergangenen Jahr eine stabile Dividende von 0,70 Euro je Aktie zahlen. Der Umsatz legte zu. Analysten sahen die Zahlen weitgehend im Rahmen der bereits bekannten vorläufigen Eckdaten. Michael Gorny von der WestLB monierte, angesichts der verbesserten Cash-Position sei die vorgeschlagene Dividende eine leichte Enttäuschung. Die Lufthansa-Aktien erholten sich dank der gesunkenen Ölpreise um 2,95 Prozent auf 14,825 Euro und waren damit der Favorit der Anleger im Dax.
Dagegen büssten die Anteilsscheine von ProSiebenSat.1 trotz guter Zahlen nach anfänglichen Gewinnen am MDax-Ende 5,09 Prozent auf 22,550 Euro ein. Der TV-Konzern konnte zwar dank kräftig gewachsener Werbeeinnahmen und eines starken Schlussquartals seinen Gewinn 2010 mehr als verdoppeln und auch den Umsatz steigern. Die für 2011 von dem Unternehmen erwarteten weiteren Zuwächse waren den Anlegern laut Händlern aber nicht konkret genug. Auch die geplante deutliche Dividendenerhöhung half den Titeln nicht. Zudem wurde bekannt, dass ProSieben-Geschäftsführer Thilo Proff im April geht. Sein Nachfolger wird der bisherige Kabel-Eins-Chef Jürgen Hörner.
CONTINENTAL: MEDIENBERICHT ÜBERWIEGT GUTE ZAHLEN
Ähnlich sah das Bild bei den Titeln von Continental aus, die um 2,76 Prozent auf 59,920 Euro nachgaben. Hier überwog ein Bericht der “Financial Times Deutschland”, dem zufolge der Familienkonzern Schaeffler Pläne zum Verkauf von Aktien der Tochter konkretisiert, die guten Zahlen. Ein Händler sah diese durch die Bank über den Erwartungen. Dass Conti keine Dividende ausschüttet, sei mehr oder weniger erwartet worden. Von einem anderen Börsianer hiess es hingegen, der mögliche Aktienüberhang durch die Schaeffler-Pläne sei “für den Conti-Kurs erst einmal eine schlechte Nachricht”.
Die Anteilsscheine der SGL Group setzten ihren Höhenflug mit plus 0,97 Prozent auf 30,695 Euro fort. Damit kletterten die Papiere den fünften Handelstag in Folge. Am vergangenen Montag hatte Volkswagen (VW) überraschend den Erwerb von 8,18 Prozent an dem Kohlenstoffspezialisten mitgeteilt. Die Führung von BMW , die bereits mit SGL kooperiere, sei “nicht amüsiert” gewesen über diesen Schritt, sagte ein Börsianer. Er rät Marktteilnehmern, vorerst investiert zu bleiben, da noch nicht klar sei, welche Strategie die Autobauer verfolgten. Tags zuvor hatten Händler bereits von einer möglichen Übernahmeschlacht gesprochen. Dass Tui 11,33 Prozent seines verbliebenen Hapag-Lloyd-Anteils an das Albert-Ballin-Konsortium verkauft hat, gab nur kurz Auftrieb. Zuletzt verloren die Titel des Reisekonzerns 1,09 Prozent auf 9,278 Euro.
Im TecDax bescherte ein Auftrag den Solarworld-Aktien Gewinne von 2,58 Prozent auf 8,481 Euro. Händler nannten die Meldung, dass der Solarkonzern wird Module mit einer Gesamtleistung von 11,6 Megawatt an das Stadtwerk von Los Angeles liefern wird als Kurstreiber. Das Los Angeles Department of Water & Power ist der grösste städtische Versorger in den USA./gl/chs
— Von Gerold Löhle, dpa-AFX —

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