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AKTIEN FRANKFURT: Schwach – Analystin: Markt leidet an Vielzahl von Faktoren

FRANKFURT (awp international) – Zahlreiche belastende Nachrichten haben den deutschen Aktienmarkt zu Wochenbeginn deutlich ins Minus gedrückt. Laut Monika Rosen, Chefanalystin der Unicredit für die Sparte Private Banking, kommen zu den anhaltenden Sorgen um die Schuldenkrise in der Eurozone noch Themen wie die Auswirkungen der Wahlen in Spanien und Bremen, die Entwicklung am Währungsmarkt sowie die jüngsten Daten aus Asien als Belastungsfaktoren hinzu. Der deutsche Leitindex verlor zuletzt 1,92 Prozent auf 7.127,29 Punkte. Damit notierte er auf dem tiefsten Stand seit Mitte April. Für den MDax ging es um 1,98 Prozent auf 10.564,56 Punkte nach unten, der TecDax sank um 2,07 Prozent auf 897,76 Punkte.
Laut Börsianern sorgt insbesondere die Diskussion um eine mögliche Umschuldung Griechenlands für Unruhe. Zudem hatte die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) die künftige Kreditwürdigkeit Italiens angezweifelt. S&P senkte den Ausblick für die langfristige Beurteilung am Wochenende von “stabil” auf “negativ”. Monika Rosen fügte hinzu, der Markt habe viele der schlechten Nachrichten lange vergleichsweise gut “weggesteckt”. “Hier scheint sich aber derzeit etwas zu ändern.”
COMMERZBANK-TITEL SEHR SCHWACH- BLICK AUF KAPITALERHÖHUNG
Im Dax lagen alle Einzelwerte im Minus. Am Index-Ende rutschten die Papiere der Lufthansa und der Commerzbank um 3,79 beziehungsweise 3,75 Prozent ab. Die Airline-Titel litten laut Händlern unter dem Ausblick des Billigfliegers Ryanair und der neuerlichen Aschewolke über Island. Dort spuckt der Vulkan Grimsvötn Asche, was an den Ausbruch des Eyjafjallajökull vor 14 Monaten erinnert, der wiederum mehrwöchige Flugverbote ausgelöst hatte. Bei der Commerzbank wird der zweite Teil der Mega-Kapitalerhöhung für Altaktionäre zum befürchtet schmerzhaften Einschnitt. Nach dem Kursrutsch der vergangenen Wochen gibt das teilverstaatlichte Institut die neuen Papiere zum Preis von 2,18 Euro je Stück auf den Markt, wie es am Sonntagabend mitgeteilt hatte. Damit liegt der Ausgabepreis rund 45 Prozent unter dem Schlusskurs vom Freitag (3,95 Euro) – vor der Ankündigung der Kapitalerhöhung Anfang April hatte die Aktie noch mehr als fünf Euro gekostet.
Schwach zeigten sich auch die Aktien von ThyssenKrupp , sie verbilligten sich um 2,05 Prozent auf 32,00 Euro. Händler verwiesen auf einen Bericht der “Financial Times Deutschland” (FTD) zum geplanten Verkauf der Werft Blohm + Voss an die arabische Schiffbaugruppe Abu Dhabi Mar. Das Blatt berichtet mit Verweis auf informierte Kreise, dass es Probleme mit der Finanzierung gibt, die das Geschäft noch scheitern lassen könnten. Zwischen Vertretern des Staatsfonds und Abu-Dhabi-Mar-Geschäftsführer Iskandar Safa herrschten unterschiedliche Auffassungen über die Einhaltung von Verträgen, hiess es.
Die Konjunktursorgen setzen auch Werten wie Infineon Technologies und den Autoaktien zu. Infineon verbilligten sich um annähernd vier Prozent. Die Aktien von BMW , Daimler und Volkswagen (VW) verloren zwischen 3,38 und 2,44 Prozent.
GAGFAH SETZTEN TALFAHRT FORT – SOLARWERTE NACH STUDIE UNTER DRUCK
Im MDax setzten die Aktien von Gagfah die Talfahrt der vergangenen Woche weiter fort und fielen um weitere 2,14 Prozent auf 5,480 Euro. Laut Händlern blieben die Titel wegen der ausgesetzten Quartalsdividende im Blick. Nachdem das Immobilienunternehmen am vergangenen Donnerstag bekanntgegeben hatte, dass die Aktionäre keine Dividende für das erste Quartal erhalten sollen, stehe Gagfah nun vor der Streichung aus dem “Dow Jones Germany Select Dividend 20 Index”. Die Änderung wird nach Angaben eines Händlers am 25. Mai vor dem Handelsstart erfolgen.
Solarwerte gerieten derweil nach einer Studie der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) unter Druck. Demnach sind die Aussichten für Deutschlands Solarindustrie alles andere als sonnig. “Die deutschen Unternehmen werden auf ihrem Heimatmarkt von ausländischen Anbietern förmlich überrannt”, prognostizierte der Energieexperte der HTW, Wolfgang Hummel, in der “WirtschaftsWoche”. Die Aktien von Solarworld rutschten angesichts dessen um 4,66 Prozent auf 9,237 Euro ab und Phoenix Solar sanken um 2,19 Prozent auf 15,185 Euro.
Bei Bechtle sorgte die Ankündigung des Grossaktionärs BWK, seinen derzeitigen Anteil von 18,65 Prozent reduzieren zu wollen, für einen Kursabschlag von annähernd fünf Prozent.
rum/chs

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