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AKTIEN FRANKFURT: Schwach – Sorge um Eskalation in Griechenland

FRANKFURT (awp international) – Sorgen um eine Eskalation in Griechenland haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag weiter geschwächt. Der Dax verlor am Mittag 1,01 Prozent auf 7.043,57 Punkte. Am Vortag hatte der Leitindex seinen jüngsten Erholungsversuch bereits abgebrochen und 1,25 Prozent verloren – nun rückt wieder die als besonders wichtig eingeschätzte 7.000-Punkte-Marke in den Blick. Der MDax mittelgrosser Werte gab zuletzt 1,24 Prozent auf 10.503,09 Punkte ab und der TecDax fiel um 1,45 Prozent auf 868,97 Punkte.
Wegen der befürchteten Eskalation der Griechenland-Krise stehen die Zeichen auf Sturm. Am Mittag gab es nochmal Unsicherheit um einen Besuch des griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou in Brüssel und um die Regierungsumbildung. Marktstratege David Buik von BGC Partners sagte, dass sich der Ausverkauf an den Aktienmärkten fortsetzen dürfte, bis die EU und die EZB das wahre Problem mit Griechenland und den potenziell zerstörerischen Effekt für den Markt für Staatsanleihen als Ganzes sowie die schweren Folgen für das Bankensystem und das wirtschaftliche Wachstum akzeptierten. Am Nachmittag lassen neue US-Daten noch Impulse erwarten.
Wegen der Griechenlandkrise rutschten Finanzwerte zunächst ans Dax-Ende, konnten sich dann aber im Verlauf wieder etwas stabilisieren. Deutsche Bank verloren zuletzt mit dem Markt 1,13 Prozent auf 39,280 Euro, Commerzbank büssten 1,29 Prozent auf 2,993 Euro ein. Die Aktien des Versicherers Allianz , der von einem Zahlungsausfall Griechenlands über seine Kapitalanlagen belastet werden könnte, verbilligten sich um 1,42 Prozent auf 91,40 Euro. Ein Börsianer sagte: “Konjunktursorgen und Schuldenkrise halten den Markt unter Druck und die entsprechenden Sektoren Rohstoffe und Finanzen waren zunächst die grössten Verlierern europaweit.” Als Rohstoffwert gaben die Aktien von ThyssenKrupp weitere 0,88 Prozent ab.
Ans Dax-Ende rutschten aber die Papiere von Metro um 3,33 Prozent auf 41,995 Euro ab. Börsianer begründeten dies neben der Branchenschwäche des Einzelhandelssektors auch mit negativen Analystenkommentaren. So hätten die Experten von Bernstein ihr Kursziel auf 52 Euro gesenkt. Zwar gebe es demnach noch weiteres Abwärtspotenzial, die Kürzung sei aber mit gut zehn Prozent schon recht deutlich ausgefallen, so ein Händler. Die Unicredit sieht dagegen für die mittlerweile überverkauften Titel von Nahrungsmittel-Einzelhändlern insgesamt die Chance auf eine Erholung. Bester Wert waren derweil die Lufthansa-Aktien mit plus 0,65 Prozent auf 13,905 Euro. Analystin Penelope Butcher von Morgan Stanley hatte ihre Einstufung von “Equal-Weight” auf “Overweight” angehoben und das Kursziel von 18,70 auf 19,00 Euro aufgestockt.
Im MDax sprangen Demag Cranes um 2,44 Prozent auf 45,375 Euro an. Bei der geplanten Übernahme des Kranherstellers durch den US-Konkurrenten Terex zeichnet sich ein Durchbruch ab. Terex erhöhte sein Übernahmeangebot von 41,75 Euro auf 45,50 Euro je Aktie und folgt damit einer Vereinbarung, die von Terex und Demag Cranes nach Billigung durch die zuständigen Gremien unterzeichnet worden sei. Darin sichere Terex den deutschen auch nach der Mehrheitsübernahme weitgehende operative und strategische Eigenständigkeit zu. Demag begrüsste das neue Angebot. Laut Analysten ist damit eine Übernahme wahrscheinlicher geworden.
Heidelberger Druck rutschten nach zunächst positiv aufgenommenen endgültigen Zahlen und dem Ausblick mit zuletzt 0,81 Prozent ins Minus auf 2,680 Euro. Der angeschlagene Druckmaschinenhersteller rechnet weiter mit einer Erholung und will sich dem mittelfristigen Umsatzziel von mehr als 3 Milliarden Euro im laufenden und kommenden Geschäftsjahr schrittweise nähern. Bei stabiler gesamtwirtschaftlicher Entwicklung werde im laufenden Jahr ein ausgeglichenes Vorsteuerergebnis angestrebt. Damit bekräftigte Heidelberger Druck jüngste Aussagen aus einem Interview. Den Ausblick stufte ein Börsianer indes als “weiter vorsichtig” ein. Analysten erwarteten für das Geschäftsjahr einen Vorsteuergewinn von 10 Millionen Euro. Die gleichzeitig vorgelegten endgültigen Zahlen hätten indes keine Überraschung mehr gebracht.
Die Solarwerte stemmten sich im TecDax mit einem Plus von 1,56 Prozent bei Q-Cells und einem Aufschlag von 2,40 Prozent bei Solarworld gegen den negativen Trend. Positiv wirkt ein Bericht der “Financial Times Deutschland”, demzufolge die Bundesregierung auf die zum 1. Juli geplante Kürzung der Solarförderung verzichten will. Es werde im Juli keine Absenkung der Vergütung geben, sagte die parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium, Katherina Reiche, der Zeitung. Grund sei eine aussergewöhnlich niedrige Zahl von Solaranlagen von März bis Mai. Die Senkung der Jahresprognose 2011 durch die ehemals im TecDax notierte Conergy belastete wegen der schlechten Vergleichbarkeit der Probleme kaum.
Erneut starke Kursverluste von 4,91 Prozent auf 24,315 Euro beim Schwergewicht Aixtron zogen aber den TecDax besonders tief ins Minus. Händler sprachen von anhaltendem Verkaufsdruck, nachdem am Vortag vom IT-Branchendienst Gartner verlautet war, dass 2012 ein Rückgang der Investitionen im Halbleiterbereich um 2,6 Prozent zu erwarten ist. Hinzu kommt einem Händler zufolge nun das schlechte Chartbild, nachdem die Aktie auf ein Tief seit Dezember 2010 gefallen war./fat/gl

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