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Aktien Frankfurt: Talfahrt geht weiter – Finanzwerte unter Druck

FRANKFURT (awp international) – Der deutsche Aktienmarkt hat angesichts schlechter Nachrichten aus Spanien und eines sinkenden Euro-Kurses seine Talfahrt am Pfingstmontag fortgesetzt. Der Leitindex Dax rutschte um weitere 1,11 Prozent auf 5.764,43 Euro ab, nachdem er in der vergangenen Wochen bereits insgesamt knapp vier Prozent verloren hatte. Der MDax sank um 1,21 Prozent auf 7.691,22 Zähler, der TecDax fiel um 0,65 Prozent auf 720,58 Punkte. In Spanien war am Wochenende die regionale Sparkasse CajaSur vor dem drohenden Bankrott gerettet und unter die Kontrolle der obersten Aufsichtsbehörde gestellt worden. Der Euro sank im Verlauf des Montags wieder unter die Marke von 1,24 US-Dollar.
Investoren würden wegen der “unkoordinierten Politik” in Europa im Zusammenhang mit der Schuldenkrise auch weiterhin Aktien meiden, sagte ein Marktstratege. Ein anderer Börsianer sprach von einer grundsätzlichen Risikoscheu und der Neigung, Aktien zu verkaufen. Auch Analyst Sören Wiedau von der Weberbank blickt eher verhalten nach vorne: “Die Sorge über die Nachhaltigkeit des Aufschwungs sowie die Sanierung der Staatsfinanzen wird zu einer weiter erhöhten Volatilität an den Aktienmärkten führen.” Zudem seien aus technischer Sicht wichtige Aufwärtstrends sowohl im Dax als auch in anderen europäischen Indizes gebrochen.
FINANZWERTE VERLIEREN DEUTLICH
Für Finanzwerte ging es im Sog der Nachricht aus Spanien nach unten. Papiere der Commerzbank sanken um 1,72 Prozent auf 5,887 Euro, Allianz-Aktien gaben um 1,64 Prozent auf 79,75 Euro nach. Deutsche Bank büssten 1,50 Prozent auf 47,270 ein. Sie hatten anfangs noch Gewinne verbucht, was Börsianer mit einem Zeitungsinterview von Finanzvorstand Stefan Krause begründet hatten. Darin stellte Krause “mittelfristig wieder ähnlich attraktive Dividenden wie früher” in Aussicht.
Kapital aus der Unsicherheit am Markt konnten klassische defensive Werte schlagen. So verbuchten Aktien von Fresenius , Henkel und Fresenius Medical Care allesamt ein Plus von mehr als 0,40 Prozent.
TELEKOM-AKTIEN ÜBERDURCHSCHNITTLICH
Mit einem Abschlag von nur 0,05 Prozent schnitten Papiere der Deutschen Telekom überdurchschnittlich ab. Händler werteten es als positiv, dass Unternehmenschef Rene Obermann am vergangenen Freitag 50.000 Telekom-Aktien gekauft hatte. Das Gesamtvolumen des Kaufes hatte bei 437.000 Euro gelegen.
Im MDax verloren Stada-Aktien 0,79 Prozent auf 28,195 Euro zu. In diesem Zusammenhang wiesen Börsianer auf einen Bericht des “Platow-Briefs” hin, wonach eine Verschmelzung der Generikahersteller Actavis und Stada bevorstehe. Dem Anlegerbrief zufolge plant die Deutsche Bank als grösster Gläubiger der verschuldeten Actavis offenbar ihre Forderungen in Aktien umzuwandeln, um anschliessend als Grossaktionär einen Zusammenschluss mit Stada in die Wege zu leiten.
KONTRON-AKTIEN LEGEN WEITER ZU
Mit 0,31 Prozent bei 6,470 Euro im Plus lagen im TecDax Papiere des Minicomputer-Herstellers Kontron . Die WestLB stufte die Aktien nach der Übernahme der US-amerikanischen AP Labs-Gruppe von “Add” auf “Buy” hoch und hob das Kursziel von 8,50 auf 9,00 Euro. Nach Meinung von Analyst Thomas Langer seien nach der Übernahme die Chancen für Kontron nach der zuletzt schwachen Kursentwicklung höher als die Risiken. Schon am Freitag hatten sich die Anteilsscheine überdurchschnittlich entwickelt.
Solarworld verloren 3,23 Prozent auf 8,060 Euro und gehörten damit zu den grössten Verlierern im Technologiewerte-Index. Händler verwiesen auf einen Bericht, wonach das Solarunternehmen nach Angaben von Boris Klebensberger, dem Vorstand Operatives Geschäft, seine Produktionskapazitäten in den USA bis Ende 2010 verdoppelt haben will. Dann sollen pro Jahr 500 Megawatt produziert werden. Allerdings sei diese Ankündigung keine Überraschung gewesen. Auch für die Konkurrenten Q-Cells und Phoenix Solar ging es mit minus 4,16 und minus 2,29 Prozent kräftig nach unten.
An der TecDax-Spitze notierten Papiere des Mobilfunkanbieters Drillisch mit einem Aufschlag von 2,67 Prozent auf 5,277 Euro. Bei dem Unternehmen steht am kommenden Freitag die Hauptversammlung an.
ARCANDOR LEGEN MEHR ALS 25 PROZENT ZU
Aktien des insolventen Karstadt-Mutterkonzerns Arcandor legten um mehr als 25 Prozent auf 0,162 Euro zu. Am Freitagabend war bekannt geworden, dass neben der Triton-Gruppe auch der Privatinvestor Nicolas Berggruen Kaufinteresse angemeldet hat. Einem Bericht zufolge will zudem das Immobilien-Konsortium Highstreet die 120 Karstadt-Häuser vollständig übernehmen und als Konzern erhalten. Ein Sprecher von Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg dementierte das allerdings: “Uns liegen zurzeit zwei konkrete Angebote vor.”/chs/ag

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