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AKTIEN FRANKFURT: US-Jobdaten belasten Markt – Dax dreht ins Minus

FRANKFURT (awp international) – Enttäuschende Daten vom US-Arbeitsmarkt haben den Dax am Freitag ins Minus gedrückt. Der Beschäftigungsabbau im Dezember beschleunigte sich überraschend. Die Beschäftigtenzahl ausserhalb der Landwirtschaft sei auf Monatssicht um 85.000 zurückgegangen, teilte das US-Arbeitsministerium mit. Volkswirte hatten hingegen nur mit einem Abbau von 8.000 Stellen gerechnet. Der deutsche Leitindex büsste 0,39 Prozent auf 5.996,03 Punkte ein – im Tief war er bis auf 5.972 Punkte abgesackt. Der MDax behauptete indes Gewinne von 0,34 Prozent auf 7.865,45 Zähler und der TecDax stand noch 0,12 Prozent höher bei 859,63 Zählern.
Händler Andreas Lipkow von der MWB Fairtrade Wertpapierhandelsbank sah eine Abkühlung der kurzfristig entstandenen optimistischen Stimmung. “Gestern hatte es bei den Erstanträgen auf Arbeitslosigkeit erste Anzeichen für eine Stabilisierung im Arbeitsmarkt gegeben, die sich jedoch heute nicht bestätigt haben”, erklärte er. Analysten hätten mit wesentlich positiveren Zahlen gerechnet und seien durch den unerwartet hohen Rückgang überrascht. Die Experten der Helaba sahen indes “ungeachtet der enttäuschenden Zahlen das Szenario einer baldigen Beendigung der Jobkrise intakt”. Dafür spreche die gestiegene Zahl der Zeitarbeiter, die der Gesamtbeschäftigung in der Regel vorauslaufe.
Unternehmensnachrichten waren dünn gesät. Für deutliche Kursausschläge sorgten daher vor allem Analystenkommentare. Gestützt auf einige positive Studien sowie die allgemein positive Stimmung am Markt zählten Bankenwerte zu den Favoriten. “Die Einstellung zu Banken im Allgemeinen war in den vergangenen Monaten zu pessimistisch”, sagte ein Händler. Durch die Erholung am US-Häusermarkt und der jüngsten konjunkturellen Entspannung würden Banken möglicherweise von teilweise heftigen Kreditrisiken befreit. Beim Branchenprimus Deutsche Bank sorgte zudem eine Hochstufung der UBS für Gewinne von 2,92 Prozent auf 52,83 Euro. Die Analysten hatten die Einschätzung von “Neutral” auf “Buy” erhöht und das Kursziel von 53 auf 60 Euro angehoben. Analyst Philipp Zieschang verwies auf den jüngsten Investorentag des Unternehmens mit seiner Einschätzung nach ehrgeizigen, aber erreichbaren Zielen für 2011. Der Markt sei mit Blick auf die Gewinnentwicklung zu vorsichtig.
Die Aktien der Commerzbank profitierten Händlern zufolge immer noch von der Kapitalerhöhung von Continental und verteuerten sich um 0,85 Prozent auf 6,780 Euro. Bereits am Vortag hatten die Titel deutlich zugelegt – Spekulationen zufolge beliefen sich die Verbindlichkeiten von Conti bei der Commerzbank auf 5,5 Milliarden Euro. Die Aussicht auf eine Finanzspritze für Conti wurde entsprechend gut aufgenommen. Unterdessen bekräftigte die HSBC nach einem Treffen mit Commerzbank-Risikovorstand Stefan Schmittmann ihre “Overweight”-Einschätzung mit einem Kursziel von 10,00 Euro. Der nächste Impulsgeber für die Aktie dürften die Ergebnisse zum vierten Quartal werden, hiess es.
Die Metro-Titel blieben indes mit minus 1,15 Prozent auf 40,945 Euro hinter der Marktentwicklung zurück. Hier belastete eine Abstufung von “Overweight” auf “Neutral” durch JPMorgan. Angesichts der weiter negativen Entwicklung im Osteuropageschäft des Handelskonzerns und der kurzfristig fehlenden Kurstreiber rate er zu Gewinnmitnahmen, schrieb Analyst Jamie Vazquez. Die Attraktivität der mittelfristigen Restrukturierung und einer langfristig möglichen Aufspaltung bleibe aber erhalten, begründete er das unveränderte Kursziel von 46 Euro.
Anteilsscheine von Daimler reagierten kaum auf Verkaufszahlen und verloren zuletzt mit dem schwachen Markt 0,42 Prozent auf 36,565 Euro. Der Stuttgarter Autobauer erzielte im Dezember erneut eine Absatzsteigerung bei seinen Personenwagen.
Nach enttäuschenden Dezember-Umsatzzahlen am Vortag belasteten negative Analystenkommentare die Aktien von Praktiker . Mit minus 4,28 Prozent auf 6,77 Euro knüpften die Titel der MDax-notierten Baumarktkette an ihre Vortagsverluste von über acht Prozent an. Bereits am Donnerstag hatte JPMorgan das Anlagevotum von “Overweight” auf “Neutral” zurückgenommen und das Kursziel von 11,00 auf 7,00 Euro gesenkt. Nun nahm Morgan Stanley das Kursziel von 7,50 auf 6,00 Euro zurück und beliess die Einstufung auf “Underweight” und die Unicredit blieb bei ihrem “Sell”-Votum mit einem Ziel von 6,00 Euro.
Dagegen legten Symrise-Titel um 1,13 Prozent auf 16,09 Euro zu. Händler verwiesen auf Spekulationen, dass ein Wettbewerber an der Übernahme des Duft- und Geschmacksstoff-Spezialisten interessiert sein soll. Ein Händler sagte: “Es gibt Gerüchte, dass International Flavors & Fragrances (IFF) 18,50 Euro je Symrise-Aktie bieten will.” Die Aktien von Baywa sprangen mit plus 6,64 Prozent auf 27,53 Euro an die MDax-Spitze. Händler verwiesen auf eine Musterdepot-Aufnahme des Börsenbriefs “Der Aktionär” als Antrieb./gl/dr
— Von Gerold Löhle, dpa-AFX —

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