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AKTIEN FRANKFURT: Verluste – Sorge vor Umschuldung griechischer Staatsschulden

FRANKFURT (awp international) – Die Sorge vor einer Umschuldung griechischer Staatsschulden hat den deutschen Aktienmarkt am Montag ins Minus gedrückt. Der Dax sank um 0,80 Prozent auf 7.121,19 Punkte, nachdem er am Freitag noch um 0,44 Prozent gestiegen war. Für den MDax der mittelgrossen Werte fiel um 0,59 Prozent auf 912,29 Punkte.
Griechenland bat laut einem Bericht der Tageszeitung “Eleftherotypia” die Europäische Union und den Internationalen Währungsfonds um eine Restrukturierung seiner Schulden. Das Blatt beruft sich auf mit der Angelegenheit vertraute Kreise. Das griechische Finanzministerium dementierte den Bericht am Montag umgehend. Die Pressemeldung sorgte laut Marktanalyst Frank Geilfuss vom Berliner Bankhaus Löbbecke ebenso für Verunsicherung unter den Anlegern wie der überragende Wahlerfolg der populistischen Euro-Kritiker bei den Parlamentswahlen in Finnland. Der Spitzenkandidat der Partei Wahre Finnen ist strikt gegen die ausstehende Ratifizierung des EU-Stabilitätspaktes.
BANKAKTIEN UNTER DEN GRÖSSTEN VERLIERERN
Trotz des Dementis aus Athen zählten Finanzwerte zu den grössten Verlierern am deutschen Aktienmarkt. Die Anleger fürchten Börsianern zufolge, dass nun auf die Finanzbranche Abschreibungen zukommen könnten. So fielen Allianz um 1,98 Prozent auf 101,25 Euro und Commerzbank um 3,63 Prozent auf 4,25 Euro. Neben den Spekulationen um die Umschuldungsanfrage Griechenlands sorgte hier Börsianern zufolge auch der an diesem Morgen gestartete Handel der bedingten Pflichtumtauschanleihen (Comen) für zusätzlichen Druck. Jedes Papier soll nach der entsprechenden Beschlussfassung der Hauptversammlung am 6. Mai in neue Aktien umgetauscht werden. Zuletzt kosteten sie mit 4,031 Euro deutlich weniger als die Coba-Aktien. “Die Spekulation mit der Umtauschanleihe ist nicht aufgegangen, da die Comen unter ihren Bezugspreis von 4,25 Euro gefallen sind”, sagte der Händler. Das sorge auch hier für Verkaufsdruck, der sich auf die Aktie übertrage.
Die Anteilsscheine der Deutschen Bank gaben um 1,57 Prozent nach auf 40,43 Euro. Das Finanzinstitut hatte gemeldet, mit seinem geplanten Verkauf der BHF-Bank an die Liechtensteiner LGT-Bank in letzter Minute gescheitert zu sein. Ein Analyst bezeichnete den gescheiterten Verkauf der BHF-Bank als eine Überraschung. Immerhin habe es schon eine entsprechende Vereinbarung der Deutschen Bank und der Liechtensteiner LGT-Bank gegeben. Im Bankensektor standen ferner die Titel der Aareal-Bank im Blick, die bei 21,215 Euro ex Bezugsrechte gehandelt werden.
STAHLWERTE LEIDEN UNTER BRANCHENSTUDIE
Die Papiere von ThyssenKrupp und Salzgitter verloren nach einer skeptischen Branchenstudie von Goldman Sachs jeweils etwa 3 Prozent. Das Finanzinstitut hatte beide Aktien abgestuft – ThyssenKrupp von “Buy” auf “Neutral” und Salzgitter von “Neutral” auf “Sell”. Salzgitter sieht der Experte als einen der unattraktivsten Werte im Sektor. ThyssenKrupp sei zwar ein Qualitätstitel, allerdings bereits ausreichend bewertet.
Im MDax stiegen die Titel von ProSiebenSat.1 um 0,48 Prozent auf 18,945 Euro. Ein Börsianer führte dies auf einen Medienbericht zurück, wonach die Finanzinvestoren KKR und Permira ihre Anteile noch 2011 an die Börse bringen wollen. Damit würde der Medienkonzern zum Dax-Kandidaten, hiess es.
AIR BERLIN NACH VORSTANDSINTERVIEW ETWAS SCHWÄCHER
Im SDax sanken die Papiere von Air Berlin um 0,13 Prozent auf 3,026 Euro. “Das erste Quartal 2011 sieht nicht ganz so gut aus, was insbesondere der Krise in Nordafrika geschuldet ist”, sagte Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer dem “Tagesspiegel am Sonntag”. “Wenn die Lage in Ägypten weiter so bleibt und die Sommersaison in Ägypten schwach verläuft, dann müssen wir sehen, was das für Auswirkungen auf unser Geschäft hat.” Analyst Johannes Braun von der Commerzbank bezeichnete Hüttmeyers Aussagen als “nicht wirklich neu”. Gleichwohl erinnerten sie erneut daran, dass das Geschäft in diesem Jahr nicht leichter werde./la/ck
— Von Lutz Alexander, dpa-AFX —

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