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AKTIEN FRANKFURT: Weitere Verluste – Zahlenflut im Blick

FRANKFURT (awp international) – Der Abwärtstrend am Aktienmarkt geht angesichts der anhaltenden politischen Sorgen weiter: Der Dax sank am Donnerstag um 1,04 Prozent auf 7.119,48 Punkte und damit den vierten Tag in Folge. Nachdem er am Freitag noch auf dem höchsten Stand seit drei Jahren geschlossen hatte, gab der deutsche Leitindex in dieser Woche bereits mehr als Prozent ab. Der MDax der mittelgrossen Werte sank um 1,30 Prozent auf 9.990 Punkte, und für den TecDax ging es um 1,01 Prozent auf 872,14 Punkte nach unten. Analyst Andre Sänger von IG Markets sprach von einer Fortsetzung der laufenden Korrektur. Er verwies auf eine eingetrübte Stimmung der Anleger, wie sie sich etwa in einer aktuellen Stimmungsumfrage der Deutschen Börse niederschlage.
Neben den politischen Sorgen steht die Berichtssaison weiter im Fokus. Alleine im Dax legten mit der Allianz, RWE, BASF und Henkel vier Unternehmen ihre Bilanzen vor, die den weiteren Tagestrend massgeblich bestimmen dürften. Zudem stehen am Nachmittag noch einige Konjunkturdaten aus den USA auf der Agenda.
ENTTÄUSCHENDER AUSBLICK DRÜCKT RWE ANS DAX-ENDE
Die RWE-Titel fielen als Dax-Schlusslicht um 5,27 Prozent auf 49,35 Euro zurück. Der Energieversorger konnte zwar 2010 den bereinigten Gewinn und den Umsatz erneut steigern. Die Senkung der Unternehmensziele, die RWE mit den politischen Veränderungen auf dem Energiemarkt und der härter werdenden Konkurrenz begründete, fiel aber laut Händlern deutlicher als erwartet aus. Europas grösster Versicherer Allianz hat im abgelaufenen Jahr trotz hoher Katastrophenschäden einen deutlichen Gewinnsprung erzielt und will die Dividende deutlich anheben. Dies half den Aktien aber ebenso wenig wie die der für 2011 wieder angepeilte operative Gewinn von etwa acht Milliarden Euro: Sie sackten um 3,15 Prozent auf 101,30 Euro ab.
Der Konsumgüterkonzern Henkel konnte 2010 seinen Überschuss beinahe verdoppeln und auch operativ zulegen. Händler sahen die Zahlen zum vierten Quartal allerdings etwas unter den Erwartungen. Für die Aktien ging es um 2,31 Prozent auf 43,140 Euro bergab. Gut hielten sich hingegen die BASF-Papiere mit plus 0,26 Prozent auf 58,900 Euro. Der Chemiekonzern verzeichnete im Schlussquartal einen Ergebnissprung sowie einen Umsatzanstieg und will diese Rekordwerte im laufenden Geschäftsjahr noch einmal deutlich übertreffen. Zudem kündigte das Unternehmen eine kräftige Erhöhung der Dividende an. Bei den Analysten stiess vor allem der Ausblick auf ein positives Echo.
RISIKEN FÜR FUSION BELASTEN PORSCHE
Die Aktien von Porsche brachen indes um 8,43 Prozent auf 56,140 Euro ein. Die Fusion des Sportwagenbauers mit Volkswagen (VW) gerät in Gefahr. Durch die länger als geplant andauernden Ermittlungsverfahren gegen zwei ehemalige Porsche-Vorstände sei die Wahrscheinlichkeit, die Fusion wie bisher vorgesehen im laufenden Jahr auf den Weg zu bringen, von 70 auf 50 Prozent gesunken, teilte Porsche mit. Ein Börsianer nannte dies “eine grauenhafte Nachricht für Porsche”. Für die VW-Vorzüge ging es um 2,07 Prozent auf 113,50 Euro nach unten.
Im TecDax erlitten die Aktien von Adva Optical Networking als Schlusslicht Verluste von 7,90 Prozent auf 6,217 Euro. Während der Glasfaserkabelspezialist 2010 deutlich zulegen konnte, fiel der Ausblick laut Händlern lediglich verhalten aus. Nach endgültigen Jahreszahlen und einem präzisierten Ausblick gaben die Morphosys-Titel um 6,49 Prozent auf 18,145 Euro nach. Ein Börsianer wertete die Zahlen des Biotechnologie-Unternehmens als neutral. Der Wechsel des Finanzvorstands bringe aber etwas Unsicherheit und belaste die Aktien.
Die im MDax gelistete Optikerkette Fielmann hat 2010 Umsatz und Gewinn gesteigert und blickt mit Zuversicht auf das gerade gestartete Geschäftsjahr. Ein Börsianer sah keine eindeutigen Impulse: Die Ergebnisse lägen leicht unter den Erwartungen, dafür sei die Dividende höher als gedacht. Mit plus 0,16 Prozent auf 63,25 Euro hielten sich die Aktien vergleichsweise gut. Die Papiere von Baywa reagierten mit Verlusten von 4,26 Prozent auf 30,865 Euro auf die Zahlenvorlage. Dieser zufolge konnte der Agrar- und Baustoffhandelskonzern im vergangenen Jahr dank der Belebung des Agrarmarktes bei Umsatz und Gewinn zulegen. Für Sky Deutschland ging es nach enttäuschenden endgültigen Zahlen um 7,03 Prozent auf 2,726 Euro bergab.
gl/rum

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