Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

AKTIEN FRANKFURT/Eröffnung: Schwach – Zahlenflut; Wall Street belastet

FRANKFURT (awp international) – Belastet von einer negativen Schlusstendenz der Wall Street ist der deutsche Aktienmarkt am Donnerstag schwach gestartet. Im Fokus steht aber laut Börsianern die ganze Flut an Unternehmensbilanzen. Mit Deutsche Telekom, Commerzbank, Post und Munich Re haben alleine mit vier Dax-Unternehmen bereits vorgelegt. Der Leitindex Dax fiel am Morgen um 1,02 Prozent auf 5.388,92 Punkte. Am Vortag hatte sich der Leitindex noch um 1,70 Prozent erholt. Der MDax mittelgrosser Werte verlor 1,42 Prozent auf 6.852,42 Zähler, der TecDax büsste 0,37 Prozent auf 732,64 Punkte ein.
Händler begründeten den negativen Start am deutschen Markt mit dem späten Ausverkauf an der Wall Street nach der US-Zinsentscheidung. Der Dow Jones Industrial hatte zwar ein Plus von 0,31 Prozent über die Ziellinie gerettet, rutschte in der letzten halben Stunde aber um 100 Punkte ab. Der Future auf den US-Leitindex verlor seit dem Xetra-Schluss am Vortag 0,93 Prozent. In Tokio schloss der Nikkei 225 um 1,29 Prozent tiefer. Am Nachmittag stehen noch weitere Impulse durch die Zinsentscheidung der EZB und aus den USA die Erstanträge sowie Daten zur Produktivität an.
Die Aktien der Commerzbank rutschten trotz der teilweise besser als erwarteten Zahlen zum dritten Quartal mit minus 3,40 Prozent auf 6,960 Euro ans Dax-Ende. Das wichtigste Problem ist einem Börsianer zufolge die erhöhte Risikovorsorge im dritten Quartal. Im Gesamtjahr wird diese jetzt höher ausfallen als bisher angekündigt. Das positive operative Ergebnis im dritten Quartal der teilverstaatlichten Bank scheint wohl “eher ein Ausrutscher” zu sein – schon im vierten Quartal wird wieder ein Verlust erwartet. Die Commerzbank ächzt immer mehr unter dem riesigen Berg fauler Kredite und rechnet trotz einer Entspannung der Wirtschaftsentwicklung im zweiten Halbjahr weiter mit einem anspruchsvollen Umfeld.
Bester Wert in dem Leitindex waren dagegen T-Aktien mit einem Plus von 1,67 Prozent auf 9,440 Euro. Der Telekomkonzern steigerte dank der Beteiligung an der griechischen OTE den Umsatz und Gewinn im dritten Quartal. Händler äusserten sich positiv zu den besser als erwartet ausgefallen Zahlen. Sie hoben vor allem das überraschend gute Nettoergebnis hervor. Die Analysten der Citigroup hoben die Aktien in einer ersten Reaktion auf die Zahlen von “Hold” auf “Buy” und setzten das Kursziel auf 10,30 Euro.
Deutsche Post rutschten nach ersten Gewinnen zuletzt um 0,13 Prozent auf 11,760 Euro ab. Der Logistikkonzern hat sich im dritten Quartal zwar noch nicht aus der Krise befreit, stockte aber dank der drastischen Kostenkur das Jahresziel für den zugrunde liegenden Gewinn vor Zinsen und Steuern auf. Einem Händler zufolge sind die nackten Zahlen “OK”, das EBIT fiel etwas besser aus. Munich Re fielen um 1,92 Prozent auf 105,32 Euro. Börsianer nahmen die Zahlen unterschiedlich auf. Während sich einer angenehm überrascht zeigte, bemängelte ein zweiter die leicht gesenkte Gewinnerwartung.
Im MDax sackten SGL Group um 6,72 Prozent auf 24,01 Euro ab. Der Kohlenstoffspezialist blickt nach einem Geschäftsergebnis im dritten Quartal leicht unter den Analystenerwartungen etwas pessimistischer auf das Gesamtjahr. Am Indexende standen aber die Anteile an dem Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 , die nach dem Kurssprung von 13,34 Prozent am Vortag nun 7,59 Prozent auf 7,30 Euro verloren. Einem Aktienhändler zufolge waren die Zahlen schlechter als erwartet. Vor allem der Nettoverlust sei deutlich höher als prognostiziert.
Symrise legten dagegen 1,14 Prozent auf 13,32 Euro zu. Die Zahlen des Duft- und Geschmacksstoff-Spezialisten seien deutlich besser als erwartet ausgefallen, hiess das einhellige Händler-Urteil. Allerdings sei die Neuordnung im Vorstand eine eher negative Überraschung. Hochtief profitierten mit plus 0,87 Prozent auf 53,07 Euro von Zahlen der australischen Tochter Leighton und dem noch 2009 geplanten Börsengang der Tochter Hochtief Concessions AG. Einem Händler zufolge sind die Abspaltungspläne für die Concessions-Tochter des Baukonzerns bekannt. Wichtig sei nun der erwartete Erlös. Unterdessen seien die Leighton-Ergebnisse “hervorragend”./fat/dr

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft