Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

AKTIEN FRANKFURT/Fest – Gute Vorgaben stützen Markt – Deutsche Bank im Fokus

FRANKFURT (awp international) – Gestützt auf positive Vorgaben der Überseebörsen hat der deutsche Aktienmarkt am Montag weiter zugelegt. Der Dax stieg am Mittag um 0,96 Prozent auf 6.274,31 Punkte. In der Vorwoche hatte der deutsche Leitindex bereits 1,31 Prozent zugelegt. Der MDax gewann 0,91 Prozent auf 8.756,99 Punkte. Damit kletterte der Index mittelgrosser Werte auf den höchsten Stand seit September 2008. Der Auswahlindex für Technologiewerte TecDax legte 0,41 Prozent auf 772,96 Punkte zu.
“Der Wochenstart verläuft bisher ruhig und die guten Vorgaben treiben den Dax weiter nach oben”, sagte Christoph Schmidt von der N.M.F. AG. Im weiteren Wochenverlauf dürften dem Analysten zufolge aber einige Konjunkturdaten aus den Vereinigten Staaten für neue Impulse sorgen. Auch der am Freitag anstehende grosse Verfall am Terminmarkt dürfte seine Schatten vorauswerfen. Für den Dax bleibe nun abzuwarten, ob der Leitindex nachhaltig über 6.300 Punkte klettern kann, um weiteres Potenzial freizusetzen. Ein Börsianer verwies zudem auf robuste Daten zur Industrieproduktion aus China als positiven Stimmungsimpuls. Auch die Einigung auf die ‘Basel III’-Regeln für Banken sorgten für Erleichterung, auch wegen längerer Übergangsfristen, sagte er.
DEUTSCHE BANK MIT REKORD-KAPITALERHÖHUNG IM FOKUS
Tagesthema ist die Deutsche Bank , deren Aktien zuletzt 1,67 Prozent auf 48,495 Euro zulegten. Der deutsche Branchenprimus sammelt mit einer Rekord-Kapitalerhöhung mindestens 9,8 Milliarden Euro am Aktienmarkt ein. Er will sich die Postbank ganz einverleiben und sich für die strengeren “Basel III”-Regeln rüsten. Börsianern zufolge ist die Kapitalerhöhung etwas grösser als erwartet ausgefallen und auch die Ergebnisbelastung durch die Postbank von 2,4 Milliarden erschreckt einige. Überraschend sei das aber alles nicht und die Aktien erholten sich vom Rückschlag. Lob kam vom Bankenexperten Dirk Schiereck: “Das Timing der Transaktion ist brillant”, sagte der Professor für Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt. “Nach den neuen Regeln für die Finanzbranche ist mit einer Welle von Kapitalerhöhungen zu rechnen und da ist es gut, der erste zu sein.” Die Commerzbank dürfte leiden, sagte Schiereck. Für sie werde es jetzt schwieriger, sich Geld am Aktienmarkt zu beschaffen.
Am Wochenende hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) bekanntgegeben, dass Geschäftsbanken weltweit künftig wesentlich mehr Eigenkapital vorhalten sollen. Von 2013 an soll die Kernkapitalquote (Tier 1) stufenweise von derzeit vier auf sechs Prozent steigen. Dies sehen einige Händler als “kräftige Unterstützung für den Bankensektor, da zum einen die Anforderungen weniger scharf erscheinen als befürchtet und zum anderen die belastende Unsicherheit nun aus der Branche entweicht.”
Postbank rutschten nach dem zu erwartenden Pflichtangebot durch die Deutsche Bank um 7,34 Prozent auf 25,050 Euro ab. Die grösste deutsche Bank will nur 24 bis 25 Euro für eine Postbank-Aktie bieten und damit vermeiden, dass sie im Februar 2012 allen Aktionären 45 Euro je Aktie bieten muss. An der Börse hatte das Papier in den vergangenen Wochen wegen der Spekulationen auf ein Gebot der Deutschen Bank deutlich zugelegt. Einem Händler zufolge ist es “keine grosse Überraschung, dass lediglich ein Pflichtangebot vorgelegt wird. Die Bestätigung belastet die Aktien aber. Der Durchschnittspreis der vergangenen drei Monate dürfte bei etwa 24,67 Euro liegen.”
DETAILS ZU WEITEREN KAPITALERHÖHUNGEN GEMISCHT AUFGENOMMEN
Aktien von Heidelberger Druckmaschinen AG gaben nach der Ankündigung der “lang erwarteten Kapitalerhöhung” 0,24 Prozent auf 6,192 Euro ab. Der Druckmaschinenhersteller will sein Grundkapital mit knapp 400 Millionen Euro frischem Kapital nahezu verdreifachen und damit Schulden tilgen und das Eigenkapital stärken. Der Bezugspreis für die neuen Aktien, die im Verhältnis eins zu zwei angeboten werden, wurde auf 2,70 Euro festgelegt. “Es war zwar mit einem sehr hohen Volumen gerechnet worden, der sehr niedrige Bezugspreis stösst aber sauer auf”, sagte ein Börsianer. Ein anderer Händler sah die Bedingungen indes “voll im Rahmen der Erwartungen.” Sie seien im Kurs bereits eingepreist.
Sky Deutschland legten dagegen nach der Festlegung des Bezugspreises für die neuen Aktien aus der Anfang August bekannt gegebenen Kapitalerhöhung 2,56 Prozent auf 1,002 Euro zu. Die Massnahme ist den Angaben zufolge durch den Grossaktionär News Corp bis zum Erreichen der Schwelle von 49,90 Prozent am Grundkapital von Sky abgesichert. “Die Aktien sind bereits mit Ankündigung der Kapitalerhöhung erneut eingebrochen”, sagte ein Börsianer. “Entsprechend kommt jetzt kein Druck mehr auf.” Der Kurs dürfte sich dem Bezugspreis von 1,05 Euro weiter annähern./fat/tih

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft