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AKTIEN FRANKFURT/Schluss: Konjunktursorgen und Schuldenkrise belasten

FRANKFURT (awp international) – Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag mit einem weiteren Kursrutsch an seine Vortagesverluste angeknüpft. Der Leitindex Dax schloss bei einer feiertagsbedingt dünnen Handelsaktivität 1,99 Prozent tiefer bei 7074,12 Punkten und blieb dabei unter den Einzelwerten ohne Gewinner. Der MDax der mittelgrossen Werte fiel um 1,35 Prozent auf 10 680,39 Punkte und auch für den TecDax ging es bergab. Der Index der Technologiewerte verlor 1,27 Prozent auf 901,54 Punkte.
Händler Andreas Lipkow von MBW Fairtrade begründete die Marktschwäche mit der Ratingagentur Moody’s, die die Bonität Griechenlands auf Ramschniveau abgestuft hat. Jüngste Wirtschaftsdaten aus den USA konnten derweil die Sorgen der Anleger um die US-Wirtschaft nicht abmildern. Vor allem die Auftragseingänge der US-Industrie waren im April überraschend deutlich gesunken. Wegweisend dürften nun am morgigen Freitag vor allem die Arbeitsmarktdaten aus den USA werden.
AUTOWERTE UNTER DRUCK
Auf Unternehmensseite ist die Nachrichtenlage am feiertagsbedingt ruhig geblieben. Anteilsscheine von BMW hielten sich mit einem Minus von 0,78 Prozent auf 60,14 Euro in einem insgesamt schwachen Autosektor noch unter den besseren Dax-Werten. Begründet wurde dies mit einer Kurszielerhöhung von Goldman Sachs . Laut Analyst Stefan Burgstaller dürften sich die Margenerwartungen des Marktes als zu niedrig erweisen. BMW sei bestens aufgestellt, um vom strukturellen Nachfragewachstum nach Oberklassefahrzeugen zu profitieren.
Etwas grössere Verluste gab es hingegen bei den übrigen Aktien aus dem Autosektor. Vor allem Daimler-Titel kamen um 2,44 Prozent auf 47,325 Euro unter Druck und gehörten so zu den schwächsten Dax- Werten. VW-Vorzüge büssten derweil 1,13 Prozent auf 122,95 Euro ein. Händler verwiesen darauf, dass die Kurse zyklischer Autowerte bei einem insgesamt schwachen Aktienmarkt üblicherweise besonders empfindlich reagierten. Da falle es auch weniger ins Gewicht, dass die jüngsten US-Absatzzahlen der deutschen Autobauer am Markt als erneut solide bezeichnet wurden. Bei Daimler verwiesen Börsianer darauf, dass das Wachstum in den USA im Mai aber am schlechtesten ausgefallen sei.
RWE FÄLLT AUF STAND VON DEZEMBER 2004 ZURÜCK
Commerzbank-Aktien büssten am Ende 1,34 Prozent auf 3,103 Euro ein, hielten sich damit aber immer noch besser als der Gesamtmarkt. Bis zum Nachmittag hatten sie sogar noch zu den Gewinnern gezählt. Wie ein Händler erklärte, habe die hohe Nachfrage im zweiten Schritt der Kapitalerhöhung einige Marktteilnehmer überrascht. Aktien von RWE gaben unterdessen um 2,17 Prozent auf 39,24 Euro nach. Das Versorgerpapier machte dabei mit dem Fall unter die Schwelle von 40 Euro auf sich aufmerksam. Letztmalig hatten sie im Dezember 2004 unter dieser Marke gelegen.
Im MDax notierten die Fraport-Aktien ex Dividende und waren deshalb nur optisch am Ende vom MDax zu finden. Der Flughafenbetreiber hat 1,25 Euro je Anteil ausgeschüttet. Im TecDax dominierten derweil Gewinnmitnahmen das Bild. Evotec etwa fielen um 3,61 Prozent auf 2,70 Euro, nachdem die Papiere des Biotechunternehmens am Vortag wegen einer angehobenen Umsatzprognose fast 7 Prozent dazugewonnen hatten. Die zu Wochenbeginn noch stark gefragten Titel des Windkraftanlagenbauers Nordex waren indes mit minus 5,48 Prozent der grösste Verlierer.
DOW WEITER UNTER DRUCK
Auch die übrigen Börsen in Europa erlitten Kursverluste. Der europäische Leitindex EuroStoxx 50 fiel am Ende um 1,56 Prozent auf 2783,42 Punkte und der Cac 40 rutschte in Paris um 1,9 Prozent ab. Der Londoner FTSE 100 hielt sich mit einem Minus von rund 1,4 Prozent nur etwas besser. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial gab zum europäischen Handelsschluss derweil um rund 0,7 Prozent nach.
Am Rentenmarkt fiel die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 2,73 (Vortag: 2,79) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,29 Prozent auf 123,79 Punkte. Der Bund Future lag knapp mit 0,06 Prozent im Plus bei 125,74 Punkten. Der Euro ist derweil weiter gestiegen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,4460 (Mittwoch: 1,4408) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,6916 (0,6941) Euro./tih/zb
— Von Timo Hausdorf, dpa-AFX —

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