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AKTIEN FRANKFURT/Sehr schwach – grosse Nervosität – Zahlenflut im Fokus

FRANKFURT (awp international) – Belastet von anhaltender Unsicherheit ist der deutsche Aktienmarkt am Dienstag unter Druck geraten. Der Leitindex Dax fiel am Mittag um 1,78 Prozent auf 5.333,92 Punkte. Im Verlauf markierte der Leitindex bei 5.312 Zählern den niedrigsten Stand seit dem 19. August dieses Jahres. Im Fokus steht eine ganze Flut von Unternehmenszahlen auch mit den Bilanzvorlagen von einigen Dax-Unternehmen. Der MDax mittelgrosser Werte verlor am Mittag 2,37 Prozent auf 6.606,46 Zähler. Der TecDax büsste 1,95 Prozent auf 708,61 Punkte ein.
“Alle wollten die Korrektur – nun ist sie da und wie immer steigt damit auch die Nervosität am Markt”, sagte Fondsmanager Thilo Müller von MB Fund Advisory. Das weitere Risiko nach unten sei aber begrenzt und bei einigen Werten zeigten sich schon wieder gute Einstiegskurse. Einige Börsianer hatten bereits zum Handelsstart auf den holprigen Verlauf an der Wall Street am Vorabend verwiesen, der die Unsicherheit der Anleger hoch halte. Ein Indikator dafür, dass insitutionelle Anleger aus dem Dollarraum auf der Verkäuferseite stehen, sei unterdessen die jüngste Stärke des Greenback. Einige hätten das niedrige Zinsniveau bei Dollar-Anleihen genutzt, um sich hier zu verschulden und damit beispielsweise Euro-Wertpapiere zu kaufen. Dies werde nun aufgelöst.
Aktien von Fresenius und Fresenius Medical Care (FMC) hielten sich gegen den sehr schwachen Markt im Plus. Sowohl der Medizinkonzern Fresenius, als auch der zu ihm gehörende weltgrösste Dialysespezialist FMC erhöhten den Ausblick etwas. Börsianer nannten die Zahlen “ermutigend”. Fresenius legten 3,53 Prozent auf 40,72 Euro zu, FMC verteuerten sich an der Dax-Spitze um 4,37 Prozent auf 34,18 Euro. Die Zahlen von Beiersdorf wurden unterdessen mit einem Plus von 3,29 Prozent auf 42,75 Euro honoriert. Sie sind einem Händler zufolge bis auf den Umsatz besser als erwartet ausgefallen. “Als Zugabe hat der Kosmetikkonzern seinen Ausblick für die EBIT-Marge der Consumer-Sparte erhöht – all das wirkt positiv auf die Aktie”, sagte der Börsianer am Dienstagmorgen in einer ersten Einschätzung.
Metro-Aktien kletterten nach “etwas besser als erwarteten” Zahlen des Handelskonzerns zum dritten Quartal ebenfalls gegen den Trend um 2,88 Prozent auf 38,58 Euro. Die Bilanz hat einer ersten Händlereinschätzung zufolge bei der Profitabilität positiv überrascht. Die Umsätze hätten die Erwartungen getroffen, der Ausblick klinge aus Sicht des Börsianers “OK”.
BMW-Aktien rutschten dagegen nach der Bilanzvorlage des Münchener Autobauers mit minus 6,16 Prozent auf 31,535 Euro ans Dax-Ende. Die Zahlen sind einer ersten Händlerreaktion zufolge “schwächer als erwartet” ausgefallen. Vor allem die Automobilsparte habe einen Verlust im dritten Quartal verbucht und habe im Vergleich zur Mercedes-Sparte des Konkurrenten Daimler schwächer abgeschnitten. Der Ausblick für 2010 sei vorsichtig optimistisch. Im Sog von BMW verloren auch Daimler-Aktien 3,74 Prozent auf 31,805 Euro. Händler verwiesen hier auch auf einen negativen JPMorgan-Kommentar als Belastung. Die Analysten senkten ihre Einstufung europäischer Autoaktien auf “Neutral”.
Commerzbank gaben nach den überraschend bereits am Vorabend vorgelegten Eckdaten für ihr drittes Quartal 4,80 Prozent auf 6,845 Euro ab. Händler konnten in dem “gemischt” ausgefallenen Zahlenwerk der vom Staat gestützten Bank allerdings “keine wirklichen Neuigkeiten ausmachen”. So sei der operative Gewinn zwar viel besser als erwartet ausgefallen, der Nettogewinn habe hingegen enttäuscht. Entsprechend müsse der Markt wohl auf Details am 5. November warten. Einfluss auf die Bankenwerte nehme auch die Quartalsbilanz der Schweizer Grossbank UBS , die nicht aus roten Zahlen herauskommt und enttäuschte. UBS-Aktien verloren siebeneinhalb Prozent, Titel der Deutschen Bank verloren mehr als vier Prozent.
Im MDax standen ElringKlinger mit plus 1,42 Prozent auf 14,30 Euro an der Spitze. Der Automobilzulieferer hatte bereits am Vortag seine Bilanz zum dritten Quartal vorgelegt. Die schwarzen Zahlen und die bekräftigte Prognose für das Gesamtjahr stiessen auf positives Echo. Am Morgen erhöhte die Unicredit ihr Kursziel von 16 auf 17 Euro. Hugo Boss , die ebenfalls am Vortag Zahlen vorgelegt hatten, dabei jedoch enttäuschten, setzten ihre steile Talfahrt fort. Die Aktie verlor am MDax-Ende 6,06 Prozent auf 21,55 Euro.
Pfeiffer Vacuum sackten im TecDax um 4,12 Prozent auf 47,75 Euro ab. Der Vakuumpumpen-Hersteller ist in seinem dritten Quartal noch stärker von der Krise erfasst worden und sorgte für Enttäuschung. Die Bilanz ist der ersten Einschätzung eines Analysten zufolge “schlechter als erwartet” ausgefallen. Sowohl der Umsatz als auch die Gewinne hätten die durchschnittlichen Markterwartungen klar verfehlt./fat/dr

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