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AKTIEN FRANKFURT/Verluste – Schuldenkrise belastet; Weg frei für Deutsche Börse

FRANKFURT (awp international) – Anhaltende Sorgen um die Schuldenkrise im Euroraum sowie Befürchtungen um eine mögliche Abschwächung des Wachstums in China haben dem deutschen Aktienmarkt zum Wochenstart zugesetzt. Der Dax büsste am Montagnachmittag 1,12 Prozent auf 7.320,07 Punkte ein. Der MDax der mittelgrossen Werte verlor 0,89 Prozent auf 10.754,47 Punkte und auch der TecDax fiel um 1,03 Prozent auf 918,82 Punkte.
“Die Krise im Euroraum spitzt sich zu”, kommentierte Aktienexperte Tilmann Galler von JPMorgan Asset Management. “Restrukturierung der griechischen Kredite ja oder nein – das ist derzeit das Diskussionsthema.” Der zweite Belastungsfaktor sei die Lage in China. Die jüngsten Daten hätten auf eine Abschwächung hingedeutet und das wiederum habe deutliche Spuren an den Rohstoffmärkten hinterlassen, wo nach wie vor keine Ruhe eingekehrt sei. Eine deutlicher als erwartet eingetrübte Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe im US-Bundesstaat New York konnte den Märkten indes am Nachmittag ebenfalls nicht zum Besseren verhelfen.
NASDAQ ZIEHT GEGENGEBOT FÜR NYSE ZURÜCK
Im Fokus standen die Aktien der Deutschen Börse. Der Frankfurter Börsenbetreiber hat plötzlich wieder freie Bahn für die geplante Fusion mit NYSE Euronext, worauf die Titel am Nachmittag um 4,88 Prozent auf 56,99 Euro in die Höhe schossen. Kurz zuvor hatten die beiden US-Wettbewerber Nasdaq OMX und IntercontinentalExchange (ICE) nach Gesprächen mit den US-Kartellbehörden ihr Gegengebot für die NYSE zurückgezogen. Damit sei der Weg für die Deutsche Börse jetzt frei und es drohe keine teure Nachbesserung, sagte ein Börsianer.
Bankenwerte waren im Dax dagegen unter den Verlierern zu finden. Commerzbank-Titel rutschten als schwächster Wert um 4,99 Prozent auf 3,791 Euro ab. Händler erklärten die Kursverluste mit der Schuldenkrise in der Eurozone, die an diesem Montag mit dem Treffen der EU-Finanzminister sowie der Affäre um den IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn im Fokus steht. Deutliche Verluste gab es auch im Automobilsektor, was am Markt mit den zyklischen Eigenschaften der Branche begründet wurde. Volkswagen etwa büssten 2,72 Prozent auf 124,95 Euro ein. BMW verloren 1,50 Prozent auf 60,93 Euro.
HOCHTIEF UND TOGNUM IM MDAX IM BLICK
Im MDax stachen die Aktien von Hochtief mit einem Kursplus von 2,37 Prozent auf 58,86 Euro positiv hervor. Der grösste deutsche Baukonzern war wegen hoher Belastungen in Australien im ersten Quartal tief in die Verlustzone gerutscht. Allerdings fiel der Verlust laut Börsianern nicht so hoch aus wie befürchtet. Ein Händler hob den deutlich gestiegenen Auftragseingang positiv hervor. Auch Analysten reagierten freundlich.
Die Papiere des Index-Kollegen Tognum standen indes mit der geplanten Übernahme durch Daimler und Rolls-Royce im Fokus. Die beiden Konzerne wollen für die Übernahme des Motorenbauers tiefer in die Tasche greifen. Tognum-Titel lagen daraufhin lange Zeit im Plus, rutschten dann aber ab und büssten zuletzt 0,67 Prozent auf 25,875 Euro ein. Händler begründeten dies mit Spekulationen, dass der Dieselmotorenspezialisten das erhöhte Kaufangebot in Höhe von 26 Euro unterstützen werde. Einem Börsianer zufolge schwindet damit die Hoffnung auf eine höhere Offerte./tih/gl

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