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AKTIEN SCHWEIZ/Eröffnung: Fester – Entspannung in der Griechenlandkrise

Zürich (awp) – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag fester eröffnet. Der Grund für die steigenden Kurse ist laut Händlern die Erholung der Börsen in den USA, welche sich nach Handelsschluss in Europa von ihren Tiefstständen deutlich abgesetzt haben. Zwar schloss der Dow Jones im Minus, jedoch konnte der amerikanische Leitindex nach Börsenschluss in Europa knapp 140 Punkte gut machen. Die Technologiebörse Nasdaq schloss gar im Plus. Unternehmensnews sind heute indes spärlich gesät.
Etwas Entspannung könnte es in der Griechenlandkrise geben, nachdem die EU angekündigt hat, ein weiteres Hilfspaket von bis zu 120 Mrd EUR zu schnüren. Jedoch müsse sich Griechenland endlich zur Annahme der Sparmassnahmen aufraffen, heisst es von der EU. An Konjunkturdaten werden in der Eurozone am Vormittag das ifo-Geschäftsklima für Juni veröffentlicht, am Nachmittag stehen in den USA definitive Zahlen zum BIP im ersten Quartal, der Auftragseingang langlebiger Güter im Mai und das Verbrauchervertrauen Uni Michigan für Juni auf dem Programm.
Um 9.31 Uhr verzeichnet der SMI ein Plus von 0,74% auf 6’035,41 Punkte. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) steigt um 0,87% auf 936,92 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,69% auf 5’549,16 Punkte.
An der Spitze des Bluechips-Tableaus rangieren die Luxusgüteraktien von Swatch (+2,2%), aber auch Richemont (+1,7%) gewinnen deutlich. Swatch-VRP Nayla Hayek hat in einem Interview mit dem “Tagesanzeiger” erklärt, dass der starke Franken momentan am meisten “Bauchweh” verursache. Swatch werde aber trotzdem keine Geschäfte ins Ausland verlagern. Bei Richemont hat die britische Bank HSBC das Kursziel mit neu 69 (70) CHF leicht nach unten angepasst, die Einstufung “Overweight” indes bestätigt.
Ebenfalls mit klaren Zugewinnen zeigen sich die im Erdölgeschäft tätigen Weatherford (+2,0%) und Transocean (+2,2%), die sich mit den Luxusgüteraktien ein Kopf an Kopf Rennen um den ersten Platz im SLI liefern. Die Titel profitieren von einer markanten Erholung der Ölpreise nach der Talfahrt vom Vortag.
Gesucht sind zudem konjunktursensitive Werte, wo ABB (+1,7%) die Führung übernehmen. Andere Zykliker wie Kühne + Nagel (+1,2%), Adecco (+0,9%), SGS (+0,4%) oder Holcim (+0,9%) verzeichnen moderatere Gewinne.
Finanztitel werden von den aufkeimenden Hoffnungen in der Griechenlandkrise ebenfalls etwas gestützt. CS gewinnen 0,7%, UBS 1,4% und Julius Bär 0,3% hinzu. Bei den Versicherern gewinnen ZFS +0,4%, während Swiss Re mit +0,04% in etwa den Schlusskurs vom Vortag erreichen.
Bei den Grossbanken hat JPMorgan im Rahmen einer Sektorstudie zu globalen Investmentbanken das Kursziel für die UBS auf 20 (21) CHF und für die CS auf 46 (47) CHF bereits das zweite Mal in einem Monat gesenkt, die Einstufungen “Overweight” aber bestätigt. Bei Julius Bär hat Morgan Stanley nach Gesprächen mit Schweizer Privatbanken das Kursziel auf 40 (48) CHF zurückgenommen. Die Einstufung lautet weiterhin “Equalweight”.
Die Schwergewichte Nestlé (+0,7%), Novartis (+0,3%) und Roche (unv.) notieren uneinheitlich. Roche hat am Berichtstag eine Zusammenarbeit mit der deutschen Evotec bei der Entwicklung von Biomarkern bekannt gegeben.
Clariant (+0,8%) hat ein Squeeze-out für die Minderheitsaktionäre der Süd-Chemie beantragt. Clariant hält gegenwärtig 98,64% am deutschen Unternehmen. Für Syngenta (+0,6%) hat Exane BNP das Kursziel auf 285 (300) CHF zurückgenommen und die Einstufung “Underperform” bestätigt. Die Analysten zeigten sich zwar positiv überrascht von den angekündigten Wachstumsaussichten für Zuckerrohr oder Reis, jedoch würden die kurzfristigen Sorgen wie Dürre, Input-Kosten, Preissetzung und Wechselkurse bestehen bleiben.
Unterdurchschnittlich zeigen sich Lonza (-0,6%) und Nobel Biocare (-0,1%), die als einzige Bluechips im negativen Bereich notieren.
Im breiten Markt wurde bei Bell (Aktie -1,3%) das Kursziel von 2’300 CHF durch die Bank Vontobel in Revision genommen, nachdem Schweiz-Chefin Thorid Klantschitsch überraschend ihren Rücktritt erklärt hat. Jedoch seien die Aktien trotz guter Performance seit Jahresbeginn attraktiv bewertet, weshalb die Einstufung “Buy” bestätigt wird.
Noch grössere Verluste verzeichnet Georg Fischer (-2,5%, Nennwertrückzahlung) und SHL (-2,2%). Unter den grössten Gewinnern rangieren LifeWatch (+5,1%) und Orascom (+3,6%).
dl/uh

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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