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AKTIENFOKUS/Givaudan nach Jahreszahlen bzw. Vortagesgewinnen unter Druck

Zürich (awp) – Die Namenaktien der Givaudan SA stehen am Dienstag stark unter Druck. Nach einem bereits schwachen Eröffnungskurs (-3,7%) nahmen die Verluste noch etwas zu, seit etwa 10 Uhr hat sich das Papier aber auf dem tieferen Niveau stabilisiert. Der Aromen- und Riechstoffkonzern hat vorbörslich sein Unternehmensergebnis 2009 veröffentlicht und dabei bei den relevanten Zahlen Umsatz und EBITDA ganz leicht unter den Erwartungen abgeschlossen. Als Grund für den starken Kursverfall werden aber vor allem auch die ausbleibenden (positive) Überraschungen bzw. der in Erwartung sehr guter Zahlen am Vortag klar gestiegene Aktienkurs genannt.
Um 12.00 Uhr notieren die Givaudan-Aktien 5,0% tiefer auf 859,50 CHF (Tagestief bisher 856,50). Am Vortag hatte das Papier allerdings 3,6% zugelegt, so dass sich der Kursverlust per Saldo im Rahmen hält. Der Gesamtmarkt (SPI) avanciert derweil rund 0,4%.
Erste Reaktionen weisen zum Teil einen leicht enttäuschten Unterton auf. Insbesondere in Bezug auf die Rentabilitätsentwicklung hatten sich viele Analysten gegenüber dem vorangegangenen Geschäftsjahr eine stärkere Verbesserung erhofft. So schreibt die ZKB etwa, dass Givaudan mit einer EBITDA-Marge von 22,7% (+10 BP) “den von uns erwarteten Margensprung noch nicht realisieren” konnte. Immerhin sei die Marge im zweiten Halbjahr aber mit 20,2% um 160 Basispunkte über dem Vorjahr ausgefallen.
Etwas positiver sieht es die Bank Vontobel. Trotz des günstigen Umfeldes habe Givaudan ein “gutes Ergebnis” erzielt, heisst es dort in einem Kommentar. Die Bank gibt sich ausserdem zuversichtlich, dass die Marge 2010 wieder das vor der Quest-Übernahme bestehende Niveau erreichen wird, da in diesem Jahr die Synergien aus der Integration und die Besserung der Rahmenbedingungen voll zu Buche schlagen dürften.
Auf positive Resonanz stösst auch die Reduktion der Nettoverschuldung auf einen Leverage Ratio von 30% (von 46%). Die Nettoverschuldung sei wieder in einem “problemlosen Bereich”, heisst es bei der ZKB. Gewisse Marktkreise hätten sich, so ein Händler, daher einen Aktienrückkauf erhofft. Dass dieser nun ausgeblieben sei, dürfte allerdings negative Kursreaktionen ausgelöst haben.
“Ein eigentlich wohlriechender Ausweis….trotz schwierigem Umfeld”, heisst es auch bei Wegelin. Zwar dürften der etwas unter den Erwartungen ausgefallenen Zahlensatz kaum für grosse Euphorie sorgen. Dennoch seien einige erfreuliche Entwicklungen ersichtlich, welche beachtet werden sollten. Insbesondere das ansprechende Wachstum in der Region Asien/Pazifik und in Lateinamerika überzeugten.
Bezüglich Aussichten sehen sowohl die ZKB als auch Vontobel eine Besserung. “Das Marktumfeld hat sich deutlich verbessert”, schreibt erstere; letztere meint, die Wachstumsaussichten schienen sich weiter zu verbessern.
Allerdings gibt es auch Stimmen, die etwas mehr Optimismus erwartet hätten. So habe sich die Givaudan-Spitze lediglich “vorsichtig optimistisch” gezeigt, hiess es etwa dazu.
Wegelin meint, dass dank Wachstum in verschiedenen Regionen, der gut gefüllten Produktepipeline, innovativen und führenden Produkten, der abgeschlossenen Übernahme von Quest oder der guten geographischen Diversifizierung die Zukunftsaussichten schmackhaft seien.
Die meisten Analysten sind denn auch weiter relativ optimistisch bezüglich Aktienkursentwicklung. Die Aktie habe zwar einen leichten Aufschlag gegenüber der Konkurrenz, angesichts des stärkeren Wachstums und der erreichten Marge sei dies aber gerechtfertig, so Vontobel, welche das “Buy”-Rating bestätigt und das Kursziel überprüft. Die ZKB hält an Ihrem Rating “Übergewichten” fest. Die Wachstumsbeschleunigung im vierten Quartal sei ermutigend, für Givaudan sprächen auch eine einfache Vergleichsbasis im ersten Halbjahr sowie eine nicht übertriebene Bewertung. Der Broker Helvea bewertet die Aktie mit “Accumulate” und Kursziel 1’070 CHF. Wegelin schliesslich meint, dass allfällige Kursrücksetzer aufgrund kurzfristig enttäuschter Anleger mit Positionsbezügen pariert werden sollten.
Weitere Impulse könnten sich anlässlich der Analystenkonferenz, die für 15 Uhr MEZ vorgesehen ist, ergeben.
uh/ps

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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