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“Bruder Nummer Zwei” der Roten Khmer äussert erstmals Bedauern

(Keystone-SDA) Der Chefideologe der Roten Khmer, Nuon Chea, hat erstmals Bedauern über die von ihm bisher verteidigte Schreckensherrschaft in Kambodscha geäussert. Der ehemalige “Bruder Nummer Zwei” ist wegen Völkermords, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt.

Er wolle sich nicht aus der Verantwortung stehlen, sagte Nuon Chea am Donnerstag vor dem von der UNO unterstützten Sondertribunal für die Ahndung der zwischen 1975 und 1979 begangenen Verbrechen. Zeugen, die unter den Roten Khmer Angehörige verloren, drückte der 86-Jährige sein “tiefstes Beileid” aus.

Später fügte er hinzu, er empfinde “Reue für die Verbrechen, die absichtlich oder unabsichtlich begangen wurden”, ob er davon gewusst habe oder nicht. Nicht alles habe er als Zuständiger für Bildung und Propaganda gewusst, sagte er. Die Vorwürfe der Anklage hatte er bisher stets zurückgewiesen.

Auch der zusammen mit ihm angeklagte 81-jährige einstige Staatschef Khieu Samphan, der die Anklagepunkte ebenfalls zurückweist, bat aufrichtig um “Verzeihung”. Das “grosse Leid” der kambodschanischen Bevölkerung sei ihm seinerzeit nicht bewusst gewesen, auch nicht “die von anderen Führern verübten abscheulichen Taten, die zu einer Tragödie für Nation und Volk führten”.

Vietnam beendete Schreckensherrschaft

Die Roten Khmer wurden von “Bruder Nummer Eins” Pol Pot angeführt, der 1998 starb. Unter seiner Herrschaft wurden von 1975 bis 1979 zwei Millionen Menschen in dem südostasiatischen Land durch Zwangsarbeit, Hungersnöte und Hinrichtungen getötet – ein Viertel der kambodschanischen Bevölkerung.

Die Roten Khmer wollten einen klassenlosen Agrarstaat errichten und zwangen dafür die Bevölkerung, aus den Städten aufs Land zu ziehen. Beendet wurde die Schreckensherrschaft durch einen Truppeneinmarsch aus dem benachbarten Vietnam.

Verurteilt wurde bisher nur der einstige Folterchef der Roten Khmer, Kaing Guek Eav alias Duch. Das Sondertribunal verurteilte den ehemaligen Chef des Tuol-Sleng-Gefängnisses in Phnom Penh Anfang vergangenen Jahres zu lebenslanger Haft. Der Mitbegründer der Roten Khmer, der 87-jährige ehemalige Aussenminister Ieng Sary, starb im März während seines Prozesses.

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