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“Profil”: Saddam Hussein zahlte Haider 5 Millionen Dollar

(Keystone-SDA) Wien – Neue Enthüllungen in der Affäre um mögliche Millionenkonten des verstorbenen österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider: Der irakische Diktator Saddam Hussein soll den Politiker 2002 mit fünf Millionen Dollar unterstützt haben.
Dies berichtet das österreichische Nachrichtenmagazin “Profil” (Montagausgabe) unter Berufung auf ein ihm vorliegendes Dossier des irakischen Innenministeriums von 2008.
Demnach besuchten der ehemalige Kärntner Landeshauptmann (Ministerpräsident) Haider und sein damaliger FPÖ-Parteikollege Ewald Stadler den Diktator drei Tage lang Anfang Mai 2002 und erhielten von ihm fünf Millionen Dollar. Im Gegenzug dafür sollten sie Hussein unterstützen und seine Politik in Europa verteidigen.
Fernsehauftritt für SaddamInsgesamt reiste Haider drei Mal nach Bagdad, “inoffiziell und privat”, wie “Profil” es beschreibt. Dennoch trat er Ende April 2002 – also kurz vor der fraglichen Reise – vor die Kamera des arabischen Nachrichtensenders Al Dschasira.
In dem Interview lehnte Haider es ab, den Irak als “Reich des Bösen” zu meiden, und forderte die arabischen Staaten auf, sich von den USA zu emanzipieren. “Ein für Saddam Hussein wertvoller Auftritt: Mehr als 70 Millionen Menschen, vorwiegend aus dem arabischen Raum, sahen das Interview mit seinem neuen Freund aus dem Westen”, schreibt “Profil”.
Haiders Parteikollege dementiertStadler dementierte am Samstag den Magazinbericht als “völligen Schwachsinn”: Er sei ein einziges Mal 2002 mit Haider im Irak gewesen, habe den Diktator aber nie persönlich getroffen. Ziel der Visite sei nicht Geldbeschaffung, sondern die Behandlung kranker irakischer Kinder in Österreich gewesen.
Tatsächlich hatten Haider und Stadler zwei kranke Kinder aus dem Irak mitgebracht, die im Spital in Klagenfurt behandelt werden sollten.
BZÖ spricht von FälschungDie Grünen forderten einen Untersuchungsausschuss zu den Skandalen um die ehemalige Haider-Partei FPÖ und das 2005 nach einem Streit davon abgespaltene BZÖ. Das BZÖ betonte in einer ersten Reaktion, offensichtlich sei das Nachrichtenmagazin auf eine “plumpe Fälschung hereingefallen”.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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