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“Wir haben sie mit ihren eigenen Waffen geschlagen”

(Keystone-SDA) Im neunten Duell mit Italien an einer Endrunde überwand Deutschland dank einem 6:5 im Penaltyschiessen im EM-Viertelfinal in Bordeaux seinen Komplex gegen den Rivalen aus Südeuropa.

Die knapp drei Stunden dauernde Partie – die beste und intensivste des Turniers – beinhaltete alle Facetten, die den Fussball attraktiv macht: gewiefte Taktiken, herrliche Ballstafetten, Tore, Penaltys, intensive Zweikämpfe, Nervenflattern, Spannung und Dramatik. Nach dem 19. Penalty des Abends im Nouveau Stade de Bordeaux jubelte der Weltmeister – dank Manuel Neuer, der in der kuriosen Kurzentscheidung, in der sieben Penaltys verschossen wurden, zwei Versuche der Italiener hielt.

“So ein Elfmeterschiessen habe ich so noch nicht erlebt”, sagte der deutsche Matchwinner. “Es hat sehr lange gedauert, ich weiss gar nicht, wie viele Elfmeter es genau waren.” Bonucci habe er auf jeden Fall nicht noch ein zweites Mal treffen lassen wollen, nachdem der italienische Abwehrchef in der 78. Minute Italien vom Penaltypunkt mit dem 1:1 wieder zurück in die Partie gebracht hatte. “Ich denke, dass wir insgesamt verdient gewonnen haben”, so Neuer.

Das “europäische Derby”, wie es Italiens Torhüter Gianluigi Buffon einst nannte, bot ein Duell zweier Mannschaften auf Augenhöhe. “Die Italiener sind sehr gut organisiert, aber sie sind auch durchschaubar”, sagte der deutsche Bundestrainer Joachim Löw, der auch an seinem sechsten Turnier mit der DFB-Auswahl zumindest den Halbfinal erreicht hat. Löw setzte wie bereits beim 4:1-Sieg im Testspiel im März gegen den gleichen Gegner auf eine Dreierkette in der Abwehr. “Ich glaube, wir konnten sie mit ihren eigenen Waffen schlagen. Im Penaltyschiessen war ich sehr entspannt.”

Im Hinblick auf den Halbfinal am Donnerstag in Marseille gegen den Sieger der Partie zwischen Gastgeber Frankreich und Island plagen Löw allerdings Personalsorgen. Sami Khedira musste sich schon früh mit Adduktorenproblemen auswechseln lassen. Sein Einsatz am Donnerstag ist ebenso fraglich, wie derjenige von Mario Gomez. Mats Hummels fehlt wegen einer Sperre.

Die Italiener, vor vier Jahren erst im Final Spanien unterlegen, verabschiedeten sich erhobenen Hauptes aus Frankreich. Die Mannschaft von Antonio Conte, der den Verband Richtung Chelsea verlässt, trat wie bereits gegen Belgien und Spanien auch gegen den Erzrivalen perfekt organisiert auf, fügte diesem den ersten Gegentreffer des Turniers zu und brachte den Weltmeister an den Rand einer Niederlage. “Es tut weh, so zu verlieren, weil wir so viele Chancen hatten”, sagte Abwehrchef Bonucci, der – mit Ausnahme seine Fehlschusses im Penaltyschiessen – erneut eine sehr starke Leistung zeigte. “Ich bin glücklich, Teil dieser wunderbaren Gruppe gewesen zu sein.”

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