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AKW Beznau und Gösgen müssen Reaktordruckbehälter überprüfen

(Keystone-SDA) Die Atomkraftwerke Beznau AG und Gösgen SO müssen das Grundmaterial der Reaktordruckbehälter nach möglichen Fehlern untersuchen. Mit dieser Forderung setzt die Atomaufsichtsbehörde ENSI eine Empfehlung der Western European Nuclear Regulators Association um.

Die Untersuchung mittels Ultraschall soll im Rahmen der Wiederholungsprüfung der Schweissnähte des Reaktordruckbehälters im Laufe der nächsten drei Jahre erfolgen, wie das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) am Donnerstag auf seiner Website mitteilte.

“Damit wollen wir sicherstellen, dass mögliche wasserstoffinduzierte Fehler im Grundmaterial der Reaktordruckbehälter sicher ausgeschlossen werden können”, wird Georg Schwarz, stellvertretender ENSI-Direktor und Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke, zitiert. Solche Einschlüsse von Wasserstoff könnten beim Schmieden des Stahls entstehen.

Anfang Jahr hatte das ENSI von den Atomkraftwerken Beznau und Gösgen eine Zusammenstellung von Informationen über Herstellung, Grundwerkstoff und Prüfung der Reaktordruckbehälter-Schmiedeteile verlangt. Das AKW Gösgen reichte die Unterlagen bereits ein. Das AKW Beznau hat noch bis Ende September Zeit.

Im Sommer 2012 waren in den belgischen Atomkraftwerken Doel-3 und Tihange-2 zahlreiche Befunde im Grundmaterial der Reaktordruckbehälter festgestellt worden. Die belgische Atomaufsichtsbehörde kam nach Abklärungen zum Schluss, dass ein Weiterbetrieb der Anlagen möglich sei.

“Wir sind der Ansicht, dass eine Überprüfung der Druckbehälter in allen europäischen Kernkraftwerken wichtig und notwendig ist”, wird ENSI-Direktor Hans Wanner zitiert. Wanner ist auch Vorsitzender der Western European Nuclear Regulators Association.

AKW Mühleberg und Leibstadt bereits überprüft

Als Reaktion auf die ersten Berichte aus Belgien über mögliche Fertigungsfehler hatten die AKW Mühleberg BE und Leibstadt AG im August 2012 dem ENSI Informationen über Herstellung, Grundwerkstoff und Prüfung der Reaktordruckbehälter einreichen müssen.

Das AKW Mühleberg, das über geschmiedete Druckbehälterringe verfügt, nahm zudem eine Ultraschallprüfung des Grundmaterials vor. Die Analysen der Prüfresultate bestätigten gemäss ENSI, dass der Grundwerkstoff des Reaktordruckbehälters den Qualitätsanforderungen entspricht, die neue Reaktoren erfüllen müssen.

Für den Reaktordruckbehälter des AKW Leibstadt waren die entsprechenden Untersuchungen laut ENSI von geringerer Bedeutung. Die Anlage unterscheide sich sowohl bezüglich Hersteller als auch bezüglich Herstellungsprozess von den belgischen Reaktoren.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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