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Angeklagter russischer Stardirigent Pletnjow verlässt Thailand

(Keystone-SDA) Bangkok – Der in Thailand wegen Vergewaltigung eines Minderjährigen angeklagte russische Stardirigent Michail Pletnjow hat am Donnerstag das Land verlassen. Der 53-Jährige flog über Dubai nach Moskau, wie ein Sprecher der Fluggesellschaft Emirates bestätigte.
Er müsse am 18. Juli zurückkehren, sagte ein Polizeisprecher. Die Polizei habe Pletnjow an der Ausreise hindern wollen, doch das Gericht in Pattaya habe einem Ausreiseantrag stattgegeben.
“Ein ungewöhnlicher Fall”, sagte Arthitsawit Kamonrat von der Einwanderungspolizei in Pattaya. “Jetzt müssen wir bis zum 18. Juli warten und sehen, ob er überhaupt zurückkommt.”
Pletnjow musste nur eine Kaution von 300’000 Baht (rund 9700 Franken) hinterlegen, um auf freien Fuss zu kommen. Er muss am 19. Juli in Thailand wieder vor Gericht erscheinen. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 20 Jahre Haft.
Pletnjow wurde in Pattaya festgenommen, weil er einen 14-jährigen Jungen vergewaltigt haben soll. Der Musiker weist die Vorwürfe zurück. In Pattaya, das für seine Bars und Prostituierten bekannt ist, besitzt er mehrere Häuser.
Schweizer Orchester reagiertDer aus einer Musikerfamilie stammende Pletnjow wurde als Klaviervirtuose bekannt. Anfang der 1980er-Jahre begann er zu dirigieren. Sein nächster Auftritt mit dem von ihm gegründeten Russischen Nationalorchester findet am Montag im mazedonischen Ohrid statt.
Pletnjows Festnahme könnte auch Auswirkungen auf Musikproduktionen in der Schweiz haben. Unter anderem sollte im Rahmen der Migros-Kulturprozent-Classics im Januar und Februar 2011 eine Schweizer Tournee mit dem Stardirigenten stattfinden.
Das mit Pletnjow arbeitende Orchestra della Svizzera Italiana (OSI) reagierte umgehend auf die in Thailand erhobenen Vorwürfe gegen Pletnjow: Die Zusammenarbeit mit dem russischen Musiker wurde ausgesetzt.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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