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Appenzell: Mutter wollte ihre beiden Kinder und sich umbringen

(Keystone-SDA) Appenzell – In Appenzell hat sich am Freitag eine Familientragödie ereignet. Eine Mutter verabreichte ihren beiden Kindern eine Überdosis Medikamente und wollte sich danach ebenfalls das Leben nehmen. In letzter Sekunde entschied die Mutter, den Sanitätsdienst zu rufen.
Zur Bergung der beiden Kinder und der Mutter wurden zwei Helikopter der Rega und die Ambulanz von Appenzell eingesetzt. Die Kinder und ihre Mutter wurden in Spitäler eingeliefert. Am Montag befanden sie sich alle nicht mehr in Lebensgefahr; es gehe ihnen den Umständen entsprechend gut, wie die Staatsanwaltschaft Innerrhoden mitteilte.
Dosis hätte zum Tod geführt
Zum Alter der Kinder und der Mutter machte Staatsanwalt Herbert Brogli aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes keine Angaben. Der Notruf sei am Freitag kurz vor Mittag eingegangen. Die Mutter habe am Telefon ganz genau schildern können, was vorgefallen sei.
Die beiden Kinder und die Mutter hatten grosses Glück, wie Brogli gegenüber der Nachrichtenagentur SDA sagte. Die verabreichte Dosis Medikamente hätte wohl bei den Kindern wie bei der Mutter zum Tode geführt. Die Mutter konnte noch nicht nach ihrem Motiv befragt werden. Brogli hat gegen sie eine Strafuntersuchung eröffnet.
Kindstötungen durch Mütter sind selten
Familiendramen, bei denen Mütter ihre Kinder umbringen oder umzubringen versuchen, sind sehr selten. In den letzten zehn Jahren wurden in der Schweiz etwa ein Dutzend Kindstötungen durch Mütter publik. Besonderes Aufsehen erregte jüngst der Fall einer Frau, die an Weihnachten 2007 in Horgen ZH ihre beiden Zwillinge erstickt hatte. Sie wurde kürzlich zu einer lebenslänglichen Haft verurteilt.
Einen Monat vorher hatte eine Frau in Romanel-sur-Lausanne VD ihren sechseinhalb jährigen Jungen in der Badewanne ertränkt. 2003 hatte eine Frau ihre beiden zwei- und vierjährigen Kinder von der Hohen Brücke zwischen Kerns und Sachseln OW in die rund 100 Meter tiefer gelegene Melchaa geworfen. Sie waren auf der Stelle tot.
In allen Fällen waren die Täterinnen psychisch krank oder befanden sich in einer verzweifelten Situation.

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