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Auseinandersetzungen bei Marsch von Neo-Nazis in Berlin

Neo-Nazis - oder wie Anhänger von prominenten Nazis heissen - marschieren in Berlin-Spandau im Gedenken an Hitlers Stellvertreter Rudolf Hess. KEYSTONE/AP sda-ats

(Keystone-SDA) Zu Auseinandersetzungen ist es am Samstag in Berlin-Spandau bei einem Gedenkmarsch von Rechtsextremen für den Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess gekommen. Den mehreren Hundert Neonazis stellten sich nach Teilnehmerangaben mehr als tausend Gegendemonstranten entgegen.

Die Polizei bemühte sich mit einem Grossaufgebot, die Gruppen voneinander getrennt zu halten. Zu grösseren Zusammenstössen kam es laut Polizei zunächst nicht, allerdings zu einzelnen Zwischenfällen und auch Festnahmen.

Auf Anweisung der Polizei wurde schliesslich die Demonstrationsroute der Rechten geändert, offensichtlich da ein Durchkommen auf dem eigentlich geplanten Weg durch die Innenstadt nicht möglich war. Einzelne Rechtsextreme, die es wegen der Blockaden nicht zum Demonstrationsort geschafft hatten, hielten eine spontane Kundgebung im benachbarten Falkensee ab.

Anlass der Kundgebung der Rechtsextremen war der 30. Todestag von Hess. Dieser starb am 17. August 1987 im Kriegsverbrechergefängnis der Alliierten in Berlin-Spandau.

Zu den Gegenkundgebungen hatte ein breites Aktionsbündnis aufgerufen, das unter anderem von SPD, Grünen, Linkspartei, Kirchen sowie dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) unterstützt wurde. In ihrem Aufruf wandten sie sich nicht nur gegen ein “Heldengedenken” für Hess, sondern auch generell gegen “rassistische Stimmungsmache” sowie “Drohkulissen gegen Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete”.

Grundrechte “leider auch für Arschlöcher”

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) sagte vorab dem Sender rbb zur Frage eines möglichen Verbots des Aufzugs der Rechtsextremen: “Ein Verbot wäre mir sehr sympathisch gewesen, wir haben das sehr sorgfältig geprüft und festgestellt, dass die freiheitlich-demokratische Grundordnung leider auch für Arschlöcher gilt.”

Auch ein Polizeisprecher wies im Internetdienst Twitter darauf hin: “Wir haben die Versammlungsfreiheit für alle zu gewährleisten.”

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