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Bankenspezialist warnt vor Aufteilung der Schweizer Grossbanken

(Keystone-SDA) Ein Trennbankensystem, wie es letzte Woche Politiker von SVP, SP und Grünen forderten, lässt sich nicht sinnvoll umsetzen. Dies sagt der Zürcher Bankenprofessor Urs Birchler in einem Interview mit der “Zentralschweiz am Sonntag”.

Ein solches System wäre nur mit einem Wust neuer Vorschriften verbunden, gibt Birchler zu bedenken. “Die zusätzlichen Beamten, die deren Einhaltung überwachen müssten, tun mir jetzt schon leid”.

Auch eine Grössenbeschränkung brächte nicht den gewünschten Erfolg. “Wir müssten so die Grossbanken in mindestens je 20 kleinere Banken aufteilen”, sagt der Bankprofessor und fügt hinzu: “Ob diese dann das kleinere Systemrisiko darstellten, bezweifle ich.”

Birchler versteht aber den Frust der Politiker über das nach wie vor ungelöste Problem von Banken, die zu gross sind, als dass der Staat sie in Konkurs gehen lassen kann. Die Forderung nach Aufspaltung der Grossbanken sei ökonomisch zwar falsch, aber psychologisch verständlich.

Das Problem des Too big to fail beschränkt sich seiner Meinung nach nicht auf UBS und Credit Suisse. Es glaube doch niemand ernsthaft, der Bund könnte einem Zusammenbruch der Postfinance zusehen, sagt der Volkswirtschaftsprofessor, und meint weiter: “Auch die Raiffeisengruppe wäre eine Kandidatin.”

Das grösste Problem sieht Birchler bei der ungenügenden Kapitalisierung der Banken. Er erinnert daran, dass die Grossbanken pro Franken hartes Eigenkapital nach wie vor 40 Franken Schulden haben. Dies sei ein viel zu langer Hebel, sagt Birchler.

Problematisch findet Birchler auch, dass die Banken die Risikogewichte ihrer Anlagen mit eigenen, internen Modellen messen. Das sei, wie wenn die Autofahrer die Radarfalle selber eichen dürften.

Der deutsche Ökonomieprofessor und Bankenexperte Martin Hellwig glaubt, dass die Schweizer Steuerzahler bei einem Kollaps der Grossbanken finanziell zur Kasse gebeten würden. “UBS und CS sind noch immer zu gross für die Schweiz”, sagt Hellwig in einem Interview mit dem “SonntagsBlick”.

Hellwig spricht sich für höhere Kapitalpuffer aus: “Pro 100 Franken an Schulden brauchen Banken 20 bis 30 Franken Eigenkapital. Dann können sie Ausfälle selbst tragen.”

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