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Begründerin der Demoskopie in Deutschland mit 93 Jahren gestorben

(Keystone-SDA) Allensbach D – Die Gründerin des deutschen Meinungsforschungsinstituts Allensbach, Elisabeth Noelle-Neumann, ist im 94. Altersjahr gestorben. Das Institut bestätigte eine Meldung des Konstanzer “Südkurier”. Noelle sei in ihrem Haus am Bodensee friedlich entschlafen.
Noelle galt als eine der Pionierinnen der Meinungsforschung in Europa. Sie gründete 1947 in Allensbach am Bodensee (D) das erste deutsche Meinungsforschungsinstitut – das “Institut für Demoskopie Allensbach”. Vor allem durch die Methode der Repräsentativumfragen wurde es zu einem Begriff in Wirtschaft, Politik und Publizistik.
Heute leitet die Volkswirtschafterin Renate Köcher das Institut, das auch längst nicht mehr einzigartig ist.
Noelle wurde am 19. Dezember 1916 in Berlin geboren. Sie studierte Philosophie, Geschichte, Zeitungswissenschaft und Amerikanistik in Berlin, Königsberg und Columbia (USA).
In den USA lernte Noelle Ende der 1930er Jahre neueste Meinungsforschungs-Methoden kennen. Darüber promovierte sie auch. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete sie in Deutschland als Journalistin.
Ab den 1960er Jahren hatte sie zudem über 20 Jahre lang Professuren an Universitäten in Berlin und Mainz (D) inne. In den späteren Jahren ihrer beruflichen Karriere wurde sie mit Kritik an ihrem Engagement während des Nationalsozialismus konfrontiert.
Dazu gehörten einige Passagen aus ihrer Doktorarbeit, in denen sie beispielsweise das schlechte Ansehen Deutschland in der Welt auf die “demagogischen Fähigkeiten” der Juden zurückführte. Zudem arbeitete Noelle ab 1940 in der von Propagandaminister Joseph Goebbels herausgegebenen Wochenzeitung “Das Reich”.

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