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BKW schickt AKW Mühleberg früher in die Sommerpause

(Keystone-SDA) Der bernische Stromkonzern BKW verlängert die Sommerpause des Atomkraftwerks Mühleberg: Das umstrittene AKW wird schon an diesem Donnerstag vorübergehend vom Netz genommen, fünf Wochen früher als geplant.

Die BKW will die Zeit bis September nutzen, um die Sicherheit von Mühleberg zu erhöhen. Die Kühlwasserversorgung soll auch bei einem Hochwasser gewährleistet sein, wie es nur alle 10’000 Jahre vorkommt. Einen entsprechenden Nachweis hatte die Bundes-Aufsichtsbehörde ENSI bis am 30. Juni verlangt.

Die BKW-Spitze liess am Mittwoch vor den Medien offen, ob sie mit den nun vorgestellten Zusatzmassnahmen einer provisorischen Abschalt-Verfügung des ENSI zuvorgekommen ist. Auf jeden Fall habe die BKW ihre eigenen hohen Sicherheitsstandards und wolle diese weiterhin erfüllen, betonte Direktionspräsident Kurt Rohrbach.

Nach Rohrbachs Worten reagiert die BKW auf neue Forschungsresultate, die erst seit Dienstag vorliegen. Demnach kann bei einem extremen Hochwasser nicht ausgeschlossen werden, dass Geschiebe die Kühlwasserversorgung des SUSAN-Notstandsystems verstopft.

Aus Sicht der BKW braucht es deshalb Hochwasserschutz-Massnahmen im Pumpenhaus der konventionellen Kühlwassersysteme, um einen Wassereintritt zu verhindern. Ausserdem benötige man Pumpen, welche die Kühlwasser-Zufuhr bei einer Verstopfung der SUSAN-Wasserentnahme aus der Aare alternativ sicherstelle.

ENSI begrüsst Schritt – Gegner sind skeptisch

Das ENSI begrüsste die Ankündigung der BKW als “sicherheitsgerichteten Schritt”, wollte die Massnahmen aber nicht näher bewerten. Das werde man in den nächsten Wochen sehen, wenn der Sicherheitsnachweis unter die Lupe genommen werde.

Atomkritiker reagierten mit Skepsis auf die BKW-Pläne. So sieht der WWF in der Kühlwasserentnahme nur eines von vielen Problemen. Für den Fokus Anti-Atom bräuchte es für “sinnvolle Sicherheitsmassnahmen” höhere Investitionen. Laut Greenpeace hat die BKW vorweggenommen, was das ENSI ohnehin verfügen müsse.

Die SP bezeichnete die geplanten Nachrüstungen als falsch, denn eine Wiederinbetriebnahme des AKW Mühleberg sei verantwortungslos. Auch die Grünen forderten, dass die bernische Regierung alles daran setze, damit das AKW nicht wieder angeschlossen werde.

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