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Boko Haram setzt entführte Frauen in Nigeria “an der Front” ein

(Keystone-SDA) Die Islamistenorganisation Boko Haram setzt entführte Frauen im Nordosten Nigerias “an der Front” für ihren Kampf gegen die Sicherheitskräfte ein. Dies berichtete die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) am Montag.

HRW berief sich dabei auf Gespräche mit insgesamt 30 Frauen und Mädchen, die aus der Hand von Boko Haram wieder freikamen. Eine 19-Jährige gab demnach etwa an, dass sie gezwungen worden sei, in der Kampfzone Munition zu verteilen.

“Ich lag im Gras, während sie gekämpft haben”, sagte die Frau. Immer wieder seien extremistische Kämpfer zu ihr gekommen, um sich neue Munition zu holen.

“Als die Sicherheitskräfte näher rückten und begannen, auf uns zu schiessen, hatte ich riesige Angst”, sagte die Frau. Als die Islamisten zurück in ihr Lager geflohen seien, hätten sie die Frau hinter sich her geschleift.

Weiter gab die Frau an, ihr sei aufgetragen worden, in einem Boko-Haram-Camp eines von fünf entführten Mitgliedern einer Bürgerwehr mit einem Messer zu töten. Alle fünf Verschleppten sollten demnach ermordet werden. “Ich habe vor Grauen gezittert und konnte es nicht tun, daraufhin hat die Ehefrau des Anführers in dem Lager das Messer genommen und ihn getötet”, sagte die junge Frau.

Jugendliche entführt

Boko-Haram-Kämpfer hatten im Nordosten Nigerias im April mehr als 200 Mädchen aus einer Schule verschleppt. Einige wenige von ihnen kamen wieder frei, zwölf von ihnen wurden von Human Rights Watch interviewt.

In der vergangenen Woche entführte Boko Haram dutzende weitere Frauen und Mädchen. Am Wochenende wurden erneut etwa 30 Jugendliche, Jungen ab 13 und Mädchen ab 11 Jahren, verschleppt.

Boko Haram will im Norden Nigerias einen islamischen Gottesstaat errichten. Den Islamisten wird vorgeworfen, immer wieder Menschen zum Einsatz als Kämpfer oder Sklaven zu entführen.

Besonderes Aufsehen erregten in der Vergangenheit Vorwürfe, entführte Frauen würden auch als Selbstmordattentäterinnen eingesetzt. Hierfür liegen jedoch bislang keine Belege vor.

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