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Bombenterror überschattet Verhandlungen zur Regierungsbildung

(Keystone-SDA) Bagdad – Erstmals seit der Parlamentswahl vor acht Monaten haben sich im Irak die Spitzenpolitiker aller grossen Parteien versammelt, um über die Bildung einer neuen Regierung zu verhandeln. Überschattet wurde das zweitägige Treffen von neuem Terror.
In den zentralirakischen Städten Kerbela und Nadschaf töteten Terroristen am Montag 17 schiitische Pilger. 52 Menschen wurden verletzt. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich am Morgen am östlichen Stadteingang von Kerbela mit einer Autobombe neben einem Bus mit Pilgern aus dem Iran in die Luft. Sieben Iraner und fünf Iraker kamen dabei ums leben.
Koordiniertes Vorgehen wahrscheinlich
Der zweite Anschlag ereignete sich auf einer Geschäftsstrasse in der Nachbarstadt Nadschaf, 180 Kilometer südlich von Bagdad. Hier kamen fünf Menschen durch eine Bombe ums Leben. Da auch dieser Sprengsatz neben einem Pilgerbus detonierte, vermuten Beobachter ein koordiniertes Vorgehen der Terroristen.
Kerbela und Nadschaf gehören zu den wichtigsten Wallfahrtsorten der schiitischen Muslime weltweit. In der vergangenen Woche hatten Terroristen in Bagdad Bomben in mehreren Schiiten-Vierteln gezündet. Zu der Bombenserie hatte sich später das sunnitische Terrornetz Al-Kaida im Irak bekannt. In einem Bekennerschreiben wurden weitere Anschläge auf Schiiten angekündigt.
Ein weiterer Anschlag ereignete sich in der südirakischen Stadt Basra, wo mindestens zwölf Menschen getötet wurden. Wie aus irakischen Verteidigungskreisen verlautete, wurden zudem 30 Personen verletzt. Der Sprengsatz explodierte demnach in einer betriebsamen Strasse mit vielen Restaurants, Cafes und Läden.
Streit um Amt des Regierungschefs
Die Iraker hatten vor acht Monaten ein neues Parlament gewählt. Seither streiten die Parteien, von denen keine die absolute Mehrheit erreicht hatte, darüber, wer neuer Regierungschef werden soll. Der amtierende Ministerpräsident Nuri al-Maliki erhebt ebenso Anspruch auf den Posten wie Ex-Regierungschef Ijad Allawi, dessen Al-Irakija-Bündnis die meisten Mandate errungen hatte.

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