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Brand in Roma-Lager in Rom: Vier Kinder sterben

(Keystone-SDA) In Rom sind beim Brand in einem illegalen Barackenlager vier Kinder ums Leben gekommen. Die Roma-Kinder im Alter von drei, fünf, sieben und elf Jahren verbrannten am Sonntag in ihrer Hütte. Nun diskutiert Italien darüber, ob man die Tragödie hätte verhindern können.

Die Baracke war eine von fünf notdürftigen Unterkünften, zusammengeflickt aus Plastikteilen, Wellblech und Holz. Ein defekter Ofen soll das Feuer ausgelöst haben, berichteten Medien.

“Schuld ist die verdammte Bürokratie”, sagte Roms Bürgermeister Gianni Alemanno von der Regierungspartei “Volk der Freiheit” (PdL) am Unglücksort. Er werde einen Trauertag für die Kinder ausrufen.

Vor allem verlangte er grössere Befugnisse, um neue Unterkünfte einzurichten. Bislang gibt es rund um die italienische Hauptstadt sieben legale Roma-Lager. Drei weitere für 6000 Roma will Alemanno bis Ende Jahr errichten lassen. Nach Behördenangaben leben rund 7200 Sinti und Roma in Rom und 150’000 in ganz Italien.

Kritik am Bürgermeister

“Für Alemanno sind die Roma nur Schmutz, den man entfernen muss”, sagen hingegen Kritiker. Für die christliche Organisation “Comunità di Sant’Egidio” bringen grosse Lager, wie Alemanno sie bauen will, nur neue Probleme. Sie fordert stattdessen kleinere Siedlungen.

Die Hilfsorganisation “Save the children” beklagte eine fehlende Organisation bei Räumungen. “Roma-Kinder bezahlen den höchsten Preis dabei”, sagte Valerio Neri, Direktor der Hilfsorganisation. Der Präsident des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF in Italien, Vincenzo Spadafora, forderte die Regierung zum Einsatz für die Rechte der Roma-Kinder auf.

Der Europarat in Strassburg erklärte, der Brand weise darauf hin, wie schlecht die Lebensbedingungen der Roma seien. Obwohl die Ursache noch ermittelt werden müsse, sei klar, dass die Roma eine schutzbedürftige Minderheit seien, sagte die stellvertretende Generalsekretärin des Rates Maud De Boer Buquicchio.

Vor einem Jahr hatte auch der UNO-Menschenrechtsrat in Genf Italien kritisiert – unter anderem wegen Gewaltakten gegen Roma und Sinti.

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