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Christoph Marthaler erhält den Hans-Reinhart-Ring 2011

(Keystone-SDA) Bern – Der Theaterregisseur und Musiker Christoph Marthaler erhält den Hans-Reinhart-Ring 2011. Das teilten die Schweizerische Gesellschaft für Theaterkultur und das Bundesamt für Kultur (BAK) am Montag mit. Der Reinhart-Ring ist der bedeutendste Theaterpreis der Schweiz.
Christoph Marthaler werde für die “kreative Originalität seines Schaffens und die grosse Resonanz auf der internationalen Bühne” geehrt, hiesst es in der Begründung. “Seine reichen Produktionen haben in den letzten zwei Jahrzehnten die grossen Theater der europäischen Bühne geprägt.”
Der Regisseur und Musiker entwickelte eine eigene Bühnensprache, die er mit seiner “Schauspielfamilie” – unter anderen Graham F. Valentine, Ueli Jäggi, Jürg Kienberger, Olivia Grigolli, Josef Ostendorf, Robert Hunger-Bühler und Bettina Stucky – und seinen Mitarbeiterinnen Anna Viebrock (Bühnenbild) und Stefanie Carp (Dramaturgie) entfaltete.
Die wichtigsten Konstanten in Marthalers Inszenierungen sind Langsamkeit, Leere, Wiederholungen, misslungene Annäherung, polyphoner Gesang und Heiterkeit. “Nicht spielen!” lautet ein häufiger Befehl, denn er will seine Bühnenfiguren nicht psychologisch-plastisch, sondern steif verkrustet von den Staubschichten der Zeit.
Oft gehe man einfach “Blödsinn machen”, erzählten Mitglieder seiner “Schauspielfamilie” Marthalers Biografen Klaus Dermutz. So überquerte der Regisseur einmal mit seiner Truppe am Zürcher Bellevue einen Fussgängerstreifen im Zeitlupentempo. Der Verkehrsinfarkt sei ungemein inspirierend gewesen.
Basel – Zürich – EuropaChristoph Marthaler wurde 1951 in Erlenbach ZH geboren und kam als ausgebildeter Oboist über die Musik zum Theater. Ende der 1960er Jahre besuchte er die Theaterschule von Jacques Lecoq in Paris. Zurück in der Schweiz wirkte er zunächst als Theatermusiker und Komponist an verschiedenen Bühnen und in der Off-Theater-Szene.
Zu Beginn der 1990er-Jahre zeigte er in Basel erste epochemachende Produktionen wie “Stägeli uf, Stägeli ab, juhee!” Ab 1993 folgten Arbeiten am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und an der Volksbühne in Berlin, etwa “Murx den Europäer! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn! Murx ihn ab!”, das zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde.

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