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Das fedpol sieht wachsende Präsenz der Mafia in der Schweiz

(Keystone-SDA) Die italienische Mafia will ihre Präsenz in der Schweiz stärken. Zu diesem Schluss kommt das Bundesamt für Polizei (fedpol) in seinem am Donnerstag veröffentlichten Jahresbericht 2010.

Die kalabrische Mafiaorganisation ‘Ndrangheta habe in der Schweiz an Bedeutung gewonnen, steht im Bericht. So habe unter anderem der Druck der italienischen Behörden – zwischen Frühling 2008 und Herbst 2010 wurden mehr als 6500 mutmassliche Mafiosi verhaftet und Vermögenswerte in der Höhe von 18 Milliarden Euro beschlagnahmt – zu einem Ausweichen der Mafia in Nachbarstaaten geführt.

In erster Linie dient die Schweiz der Mafia als sicherer Hafen für die Geldwäscherei. Dies gilt auch für kriminelle Gruppen aus den ehemaligen Sowjet-Republiken, insbesondere aus Georgien.

Beliebt ist auch der Einsatz von Finanzagenten. Dabei stellen Schweizer ihre Konten zur Verfügung. Illegal auf ihr Konto überwiesenes Geld heben sie sofort ab und leiten es gegen eine Provision über Geldüberweisungsinstitute an die Auftraggeber weiter. Meist tun die Finanzagenten dies nur einmal, dann werden sie gefasst. Manchmal werden sie auch von angeblich heiratswilligen osteuropäischen Frauen zu solchen Diensten gedrängt.

Bankkarten-Betrug

Stark zugenommen haben im Berichtsjahr Bankkarten-Betrugsfälle. Dabei spähen die Täter mit Phishing und Skimming die Daten der Karteninhaber aus.

Beliebt ist auch der Schweizer Immobilienmarkt. Für Aufsehen sorgte in letzter Zeit etwa der Kauf von Genfer Villen zu exorbitanten Preisen. Das fedpol bezeichnet diese Geschäfte als einen der Gründe für regional stark gestiegene Immobilienpreise.

Gruppen aus der früheren Sowjetunion sind in der Schweiz oft für Serien-Einbrüche verantwortlich. Letzten Oktober wurden zehn Mitglieder einer georgischen Bande in Genf wegen über 200 Einbrüchen, Drogenhandel und Geldwäscherei verurteilt, sieben von ihnen auch wegen Beteiligung an einer kriminellen Organisation.

Drogen aus dem Balkan

Im Zentrum der Geschäfte krimineller Organisationen aus dem Balkan steht nach wie vor der Heroinschmuggel und -handel sowie der Menschenschmuggel.

Bei kriminellen Netzwerken aus Westafrika liegt das Schwergewicht weiterhin beim Kokainhandel. Dabei treten wiederholt osteuropäische Frauen als Geschäftspartnerinnen im Vertrieb auf. Es gibt zudem den Trend, viele Kuriere mit wenig Drogen auf sich in die Schweiz zu schicken.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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