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Deichbruch an der Elbe in Sachsen-Anhalt bedroht hunderte Menschen

(Keystone-SDA) Nach einem Dammbruch in Sachsen-Anhalt hat sich die Lage in den deutschen Hochwassergebieten verschärft. Etwa 3000 Menschen mussten sich am Montag in Sicherheit bringen, weitere Evakuierungen waren geplant.

Der Deich beim Ort Fischbeck im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt war in der Nacht auf Montag auf einer Länge von rund 50 Metern gebrochen. Darauf schossen 1000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in die Ebene. Am Mittag stand Fischbeck rund einen Meter unter Wasser.

Auch der Bahnverkehr war betroffen: Am frühen Montagmorgen sperrten die Behörden aus Sicherheitsgründen eine Eisenbahnbrücke über die Elbe nahe Stendal. Da etwa ICE-Züge nach Berlin auf andere Strecken ausweichen mussten, kam es zu grossen Verspätungen. Die Dauer der Brückensperrung war nicht absehbar.

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) sagte in Stendal, die Bundeswehr verlagere weitere Kräfte in die Region. Es werde nach Auffanglinien für das Wasser gesucht. Auch in Hohengöhren im Landkreis Stendal blieb die Lage an der Elbe kritisch, weil ein Deich auf 30 Metern Länge abrutschte. Helfer versuchten, ihn zu halten.

Merkel besucht Brandenburg

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel verschaffte sich am Montag ein Bild von der Hochwassersituation in Brandenburg. Sie landete mit einem Helikopter in Wittenberge.

Dort liefen seit Sonntag planmässig Polder voll, um die Hochwassersituation zu mildern. Dies zeigte bereits Wirkung: Der Wasserstand sank bei Wittenberge zeitweise um einige Zentimeter. Der Höhepunkt der Flutwelle wurde aber erst am Dienstagmittag erwartet. Das Bangen ging deshalb weiter.

Pegel in Magdeburg sinkt

In Magdeburg entspannte sich die Lage unterdessen bei leicht sinkendem Pegelstand etwas. Eine lange vom Wasser bedrohte elektrische Schaltanlage war nicht mehr in Gefahr. Allerdings war die Scheitelwelle des Hochwassers sehr lang und dürfte noch mehrere Tage lang gefährlich auf die Deiche drücken. Entwarnung gab es deshalb noch nicht.

Die Flutschäden in ganz Deutschland werden inzwischen auf eine zweistellige Milliardensumme Euro geschätzt. Ein ohnehin geplantes Treffen der 16 Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel soll an diesem Donnerstag um Gespräche zur Fluthilfe erweitert werden.

Merkel hatte bereits in der vergangenen Woche Hochwasserregionen besucht und 100 Millionen Euro Soforthilfe der Regierung zugesagt. Steuererhöhungen zur Behebung der Flutschäden in Deutschland hatte der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble am Wochenende hingegen ausgeschlossen.

Zahl der Toten in Tschechien steigt

In Tschechien haben Regen und Sturm die Einsatzkräfte weiter gefordert. Die Feuerwehr rückte am Montag zu Hunderten von Einsätzen aus, um Keller auszupumpen und Strassen zu räumen. Wegen umgestürzter Bäume kam es im Bahnverkehr zu Verspätungen. Im Stadtzentrum von Prag stand ein Kino unter Wasser.

Nach dem verheerenden Hochwasser an Elbe und Moldau waren die Aufräumarbeiten im vollen Gange.

Vielerorts fehlte es nach der Organisation Menschen in Not an einfachsten Dingen wie Schaufeln, Besen, Putzlappen und Reinigungsmitteln. Viele Tschechen zeigten sich solidarisch mit den Flutopfern. Auf einem Spendenkonto der Organisation gingen 15,5 Millionen Kronen (rund 750’000 Franken) ein.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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