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Demonstrationen und Blutvergiessen in Syrien gehen weiter

(Keystone-SDA) Aus Protest gegen die Polizeigewalt in Syrien sind die Einwohner der Stadt Hama in einen dreitägigen Generalstreik getreten. An der bislang grössten Protestdemonstration im Land gegen den Machthaber Baschar al-Assad nahmen am Samstag dort mindestens 100’000 Menschen teil.

Sie trugen 65 Demonstranten zu Grabe, die am Freitag erschossen worden waren. Bei der Beerdigung fielen laut Opposition erneut Schüsse. Auch am Samstag hätten in Hama wieder Scharfschützen in eine Gruppe von Demonstranten geschossen, teilten Mitglieder der Opposition mit. Drei Menschen starben.

Bei den bislang grössten Demonstrationen im Land sind am Freitag und Samstag nach Angaben einer syrischen Menschenrechtsgruppe mehr als 90 Menschen ums Leben gekommen. Sicherheitskräfte hätten allein in Hama 83 Menschen getötet, hiess es weiter. Eine unabhängige Überprüfung dieser Angaben ist nicht möglich.

Panzer wieder abgezogen

Panzer der syrischen Streitkräfte, die bis in die Aussenbezirke von Hama vorgerückt waren, wurden am Sonntag wieder abgezogen. Auch aus den Dörfern Dael und Hirak in der Nähe der Stadt Daraa im Süden des Landes zogen sich die Streitkräfte nach Angaben des Menschenrechtsaktivisten Rami Abdul-Rahman zurück.

Zunächst wurde vermutet, die Ankunft der Einheiten in Hama könnte der Auftakt zu einer gross angelegten Militäroperation sein, wie sie bereits in anderen Städten des Landes wie Daraa, Banias und Rastan stattfanden.

Das gewaltsame Vorgehen der Sicherheitskräfte in Hama erinnert an die blutige Niederschlagung der von den Muslimbrüdern geschürten Proteste 1982.

Die Sicherheitskräfte des damaligen Präsidenten Hafis al-Assad, des inzwischen verstorbenen Vaters des amtierenden Präsidenten, verübten ein Massaker in Hama. Nach unterschiedlichen Angaben sollen damals zwischen 10’000 und 40’000 Menschen getötet worden sein.

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