Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Die Amokläuferin von Lörrach war eine 41-jährige Anwältin

(Keystone-SDA) Lörrach – Grund für den Amoklauf mit vier Toten in Lörrach bei Basel ist offenbar ein Beziehungsstreit. Dies vermuteten die Ermittler, weil die 41-jährige Täterin am Sonntag zunächst den getrennt von ihr lebenden Ehemann und den gemeinsamen fünfjährigen Sohn tötete.
Es liege nahe, dass ein Beziehungsproblem Auslöser für die erste Tat gewesen sei, sagte Oberstaatsanwalt Dieter Inhofer am Montag vor Journalisten. Der 44-jährige Ehemann wies den bisherigen Ermittlungen zufolge Schussverletzungen auf.
Der Sohn hatte dagegen keine Schussverletzungen. Es gab aber Anzeichen “stumpfer Gewaltanwendung”. Die genaue Todesursache stand aber zunächst nicht fest.
Der Vater, ein gelernter Schreiner, hatte das Kind am Abend nach einem Besuch aus der Kanzlei der Rechtsanwältin in einem Mehrfamilienhaus abholen wollen. Nach der Tat legte die Frau mit Brandbeschleuniger ein Feuer.
Die mit einer kleinkalibrigen Sportpistole und einem Messer bewaffnete Frau stürmte laut Polizei nach der Explosion in das benachbarte St. Elisabethen-Spital. Auf der Strasse davor feuerte sie wahllos auf Menschen.
Zwei Passanten wurden verletzt. Im Spital tötete die Frau einen Pfleger, der auf dem Gang der Gynäkologie-Abteilung das Abendessen austeilte. Sie schoss dem 56-jährigen, verheirateten Mann mehrfach in den Kopf und stach mit dem Dolch auf ihn ein.
Die genauen Hintergründe für diese Tat blieben zunächst unklar. Die Ermittlungen ergaben laut Inhofer bislang nur, dass die Frau im Jahr 2004 in dem Spital eine Fehlgeburt hatte. Dies könne eventuell der Grund gewesen sein, dass sie in die Klinik gegangen sei, sagte der Oberstaatsanwalt.
In dem Spitalgang feuerte die Frau laut Polizei auch auf die Tür eines Patientenzimmers, in dem sich eine Patientin und sechs Besucher befanden. Sie verletzte bei einem Schusswechsel einen Beamten am Knie, dann wurde sie selbst von mehreren Schüssen tödlich getroffen.
Die Polizeibeamten hätten schiessen müssen, sagte Polizei-Einsatzführer Michael Granzow. Er sei überzeugt, dass die Beamten durch ihr umsichtiges Vorgehen das Leben vieler Menschen gerettet hätten.
Die mitgeführte Waffe besass die Frau laut Inhofer legal. Sie sei Mitglied eines Schützenvereins gewesen. Bei ihrer Tat führte sie dem Oberstaatsanwalt zufolge 300 Schuss Munition mit sich.
Die Ermittler hatten zunächst keine Erkenntnisse über eine psychiatrische Erkrankung. Nach Befragung von Zeugen habe sie aber zuletzt psychisch angespannt gewirkt, sagte Inhofer.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft