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Diesmal sprachen die Hundertstel für Hirscher

(Keystone-SDA) Im vierten Anlauf hat es geklappt. Marcel Hirscher erobert sich bei seinem vierten WM-Start in St. Moritz Gold im Riesenslalom. Eine bessere Antwort hätte er seinen Kritikern nicht geben können.

Im Super-G letzte Woche war Hirscher mit der schnellen Kurssetzung nicht zurecht gekommen, geplagt zudem von einer Magen-Darm-Grippe Platz 21 war dennoch ein ernüchterndes Ergebnis. Dann in der Kombination schnappte ihm Luca Aerni um eine Hundertstelsekunde die Goldmedaille weg, und als er im Team-Wettbewerb beide Duelle verlor – das eine gegen einen Belgier namens Dries van den Broecke – machte sich in seinem Heimatland bereits der Spott breit.

Auch im Weltcup stand er diese Saison oft im Schatten anderer. Gewiss: Er gewann vier Rennen und die Gesamtwertung wird ihm wohl auch in diesem Winter nicht zu nehmen sein. Aber ganze neun Mal blieb ihm nur Platz 2, was einen von der Klasse Hirschers schon zum ersten Verlierer stempelt. Im Slalom stand ihm zumeist Henrik Kristoffersen vor der Sonne, im Riesenslalom Alexis Pinturault.

Am Freitag aber stand er zuoberst. Nach seinen WM-Titeln 2013 im Slalom und 2015 in der Kombination erweiterte er seine Gold-Kollektion mit seinem ersten WM-Titel im Riesenslalom. Im Zielraum stehend, die Arme mit den Ski in den Händen erhoben, der Blick zum Himmel gewandt, sah man, welche Last von Hirscher abfiel. “Das war eines der härtesten Rennen der Saison. Ich bin sehr dankbar”, lauteten die ersten Worte Hirschers in das Stadionmikrofon.

Nicht Pinturault, sondern ein Teamkollege hatte ihm hart zugesetzt. Roland Leitinger, im Weltcup noch nie besser als Sechster, erst zweimal in den Top 10 klassiert und in diesem Winter mit einem 11. Rang als bestem Ergebnis zu Buche stehend, zeigte einen gewaltigen zweiten Lauf. Sechster war Leitinger bei Halbzeit gewesen, und als nur noch Hirscher als Schnellster des ersten Durchgangs oben stand, führte der Aussenseiter, der vor zwei Jahren die Europacup-Wertung im Riesenslalom für sich entschieden hatte, noch immer. Doch Hirscher vermochte zu kontern – um 0,25 Sekunden. Diesmal sprachen die Hundertstel für ihn.

Zählt man die goldenen Medaillen hinzu, die er im Team-Wettbewerb 2013 und 2015 errungen hat, steht Hirscher bereits auf Platz 4 der ewigen Medaillen-Statistik, die vom siebenfachen Weltmeister Toni Sailer angeführt wird. Fünfmal Gold und dreimal Silber hat der 27-jährige Salzburger nunmehr an Weltmeisterschaften gewonnen. Einzig seine Ausbeute an Olympischen Spielen hinkt da etwas hinterher. 2014 gewann er in Sotschi Silber im Slalom – mehr ist da nicht. Aber nächsten Winter an den Spielen in Südkorea lässt sich auch das noch korrigieren.

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