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Drohende Maikäferplage in der Ostschweiz

(Keystone-SDA) In der Ostschweiz und auch in Teilen des Berner Oberlandes droht dieses Jahr eine Maikäferplage. Alle drei Jahre kriechen im Mai Millionen der braunen Insekten aus dem Boden, fliegen an den nächstgelegenen Waldrand und fressen dort die Bäume kahl. Dieses Jahr fliegen die Maikäfer schon im April.

Es ist das so genannte Berner Flugjahr. Anders als der Namen vermuten lässt, ist nicht vorwiegend die Region Bern betroffen, sondern das Domleschg, das Rheintal, das Prättigau, das westliche Thurgau, das Glarnerland und auch das Gebiet um Interlaken. Weder im Basler (2010, 2013) noch im Urner (2009, 2012) Flugjahr fliegen die Tiere in solchen Massen aus.

Stefan Kuske von der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART) rechnet damit, dass auch dieses Jahr sehr viele Maikäfer ausfliegen werden. Grund dafür sind weniger die warmen Temperaturen als das massenhafte Auftreten der Tiere im letzten Berner Flugjahr 2008 und die entsprechend grosse Zahl von Nachkommen.

“Dramatische Lage”

Der Maikäfer-Experte Christian Schweizer vom ART, der damals die Gegend von Trin Mulin im Kanton Graubünden besucht hatte, sprach von einer “dramatischen Lage”. Millionen von Maikäfern sassen dort paarungsbereit in den Bäumen und frassen das Laub ab.

Besonders beliebt sind Eichen, Buchen oder Ahorn, die Käfer machen sich aber auch über Lärchen, Erlen, Birken oder Obstbäume her. Die Bäume erholen sich in der Regel von der Plage und schlagen im nächsten Jahr erneut aus. Das grössere Problem sind die Engerlinge.

Nach der Paarung in den Bäumen graben sich die Maikäfer-Weibchen nämlich wieder in den Boden ein und legen dort ihre Eier ab. Sechs Wochen später schlüpfen die Engerlinge und machen sich über die jungen Wurzeln her, wobei sie bereits beträchtlichen Schaden anrichten können. Zur Landplage werden sie im folgenden Jahr, wenn ihrem Heisshunger auf junges Wurzelwerk ganze Wiesen zum Opfer fallen können.

Pilz gegen Tier

Die Bekämpfung der Engerlinge ist schwierig, zumal der Einsatz von Insektiziden verboten ist. Eine von der ART entwickelte Alternative setzt auf den Pilz Beauveria brongniartii (weisse Muskardine). Auf Gerstenkörnern wird dieser in den Boden eingearbeitet, wo er die Engerlinge befällt und tötet.

Laut Schweizer wurde 2002 mit einer Grossaktion im Berner Oberland die Population auf ein erträgliches Mass dezimiert, ohne den Maikäfer auszurotten. In den letzten beiden Jahren wurden im Glarner- und im Bündnerland mehrere hundert Hektaren mit den präparierten Gerstenkörnern behandelt.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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