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EFG erleidet nach Abschreibern fast 800 Mio. Fr. Verlust

(Keystone-SDA) Zürich – Die auf reiche Privatkunden ausgerichtete Zürcher Bankengruppe EFG International hat sich mit Investitionen in Hedge-Fonds-Gesellschaften verhoben und schreibt auf einen Streich 859,5 Mio. Fr. ab. Die Aktie verlor massiv an Wert.
Die von der griechischen Reederfamilie Latsis kontrollierte Bank weist infolge der Abschreiber einen Halbjahresverlust von 799,2 Mio. Fr. aus, wie am Mittwoch mitgeteilt wurde. Das Geldhaus gab zudem bekannt, dass Finanzchef Rudy van den Steen seinen Posten abgibt und im Oktober von Jean-Christophe Pernollet abgelöst wird.
Den grössten Abschreiber nimmt die EFG auf der britischen Vermögensverwalterin Marble Bar Asset Management (MBAM) vor, an der sie bis vor kurzem die Mehrheit gehalten hatte. Die in der Bilanz mit 499 Mio. Fr. bewertete unbefristete Erfolgsbeteiligung wird vollständig aufgelöst.
Weitere Löcher entstehen beim Funds-of-Hedge-Funds-Manager CMA, wo EFG den Goodwill und die immateriellen Vermögenswerte von 210 Mio. Fr. voll abschreibt, und bei der auf strukturierte Produkte für Schweden spezialisierten DSAM, wo 168 Mio. Fr. aufgelöst werden. Ohne diese Abschreiber steigerte EFG den Gewinn im Halbjahr um 17 Prozent auf 88,4 Mio. Franken
Anleger verkaufen
Die Anlagevehikel hätten nicht die erhofften Resultate erzielt, sagte EFG-Chef Lawrence Howell im Gespräch mit Medienvertretern und Analysten in Zürich. Deswegen habe EFG die Bilanz radikal bereinigt. Dafür geht Howell davon aus, dass keine weiteren Abschreiber nötig sein werden.
Der entschlossene Schritt zur Bilanzbereinigung wird von den Analysten goutiert, aber die Anleger reagierten am Mittwoch mit Verkäufen: Die EFG-Aktie verlor am Mittwoch zeitweise einen Viertel ihres Werts. Sie schloss um 20,3 Prozent tiefer af 12.55 Franken. Der Titel war damit der grösste Verlierer an der Schweizer Börse.
Die Netto-Neugelder von Privatkunden betrugen 6,3 Mrd. Franken. Die verwalteten Kundenvermögen erhöhten sich von 86,2 Mrd. Fr. Ende 2009 auf 87,5 Mrd. per Ende Juni. Der Geldzufluss stimmte die Analysten gnädig, sie bemängelten aber die sinkende Profitabilität der Gruppe.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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